DIE LIQUIDATION DER JÜDISCHEN ORGANISATIONEN IN DEN ANNEKTIERTEN GRENZGEBIETEN IM LICHTE DER MATERIALIEN DES STIKO REICHENBERG
DIE LIQUIDATION DER JÜDISCHEN ORGANISATIONEN IN DEN ANNEKTIERTEN GRENZGEBIETEN IM LICHTE DER MATERIALIEN DES STIKO REICHENBERG

Summary/Abstract: Die Grenzgebiete der böhmischen Länder wurden im Verlauf des Oktobers 1938 aufgrund des Münchner Abkommens demDritten Reich angeschlossen. Die dortigen jüdischen Gemeinden wurden so die ersten auf Gebiet der Tschechoslowakei, in denen die antijüdischenMaßnahmen der Nazis angewandt wurden. Diese betrafen eine Reihe bedeutender jüdischerKommunitäten, von denen einige zu den größten des Landes gehörten. Trotzdem gibt es nur sehr wenige Informationen über den Untergang dieser Gemeinden. Viele ihrer Mitglieder hatten ihre Wohnorte bereits vor dem Einmarsch der Wehrmacht verlassen. Die Entwicklung der internationalen Situation bescherte ihnen das Schicksal von Flüchtlingen, die keineMöglichkeitmehr hatten, sich demZugriff des Reichs zu entziehen. In den annektierten Gebieten begannen rasch die Nürnberger Gesetze umgesetzt zuwerden, obwohl diese hier erst zumJahresende 1938 inKraft traten.2 Nüchterne Informationen über mit der sogenannten Kristallnacht im Zusammenhang stehende Aktionen3 und Deportationen nach Theresienstadt (Terezín)4 waren bis Mitte der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts fast die einzigen Erwähnungen über denUntergang der jüdischen Gemeinden in den Grenzgebieten. Der Informationsmangel war sowohl durch die beschränkte Menge erhaltener Dokumente zu dieser Problematik auf tschechischem Gebiet, als auch durch das allgemeine Desinteresse an der Entwicklung der dem Reich 1938 angeschlossenen Gebiete bedingt.

• Details
• Contents