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ACȚIUNEA PARTICIPATIVĂ – MODALITATEA OPTIMĂ DE PRELUARE ȘI VALORIZARE CONTEMPORANĂ A UNUI ELEMENT DE PATRIMONIU TEHNIC IMATERIAL RURAL
Direkte Beteiligung – die optimale Methode, eine bäuerliche traditionelle Technik weiter zu übertragen

Author(s): Ioan Augustin GOIA
Subject(s): History, Archaeology, Geography, Regional studies, Ancient World
Published by: MUZEUL ETNOGRAFIC AL TRANSILVANIEI
Keywords: Westkarpaten; Ghetarplateau; traditionelle Eindeckungstechnik; krummen Sparren; Reisigdach; Schicht von Wacholderzweigen; Schicht von Holzspänen; Schicht von Fichtenzweigen; einzigartig in Rumänien

Summary/Abstract: Der Autor beschreibt eine traditionelle Eindeckungstechnik, die bei allen alten bäuerlichen Wirtschaftsgebäuden mit krummen Sparren auf dem Gheţarplateau (Westkarpaten, Rumänien) bis in die Periode 1950-1955 verwendet wurde. Die krummen Sparren waren aus den Fichten mit einem Maximaldurchmesser von 18 cm verfertigt, die mit den krummen ausgegrabenen Wurzeln zusammen geerntet wurden. Nachdem die 7 Meter langen Sparrenpaare unten auf den cununi, mit “Schultern” in den “Nestern” und mit den Holzzapfen befestigt wurden, stützten ihre um 30-35 cm. geschnittenen krummen Wurzeln zwei waagrechte dünnere Balken (streşinare), die eine Plattform für die Dacheindeckung bildeten. Auf diese Plattform wurde zuerst eine 90-100 cm breite und etwa 60 cm große Schicht von Wacholderzweigen Stück für Stück gelegt (mit den Spitzen nach außen und mit der anderen Seite zwischen die Latten geflochten) und ständig festgetreten. Darüber wurde eine 10-12 cm große Schicht von Holzspänen gelegt und festgetreten. Diese Holzspäne (aşchii de văsărit) sind als Abfall während der Herstellung und der Verfeinerung der Faßdauben entstanden und wurden nur für Feuerentzündung und als Eindeckungsmaterial verwendet. Sie haben die Eigenschaft, dass sie rasch nass, aber ebenso rasch trocken werden, ohne zu verfaulen. Über die Holzspäneschicht wurde eine Schicht von frischen Fichtenzweigen (ebenso breit wie die Wacholderschicht, aber nur 8-10 cm hoch) Stück für Stück gelegt und ständig festgetreten. Die Fichtenzweige sind insbesondere mit den Spitzen nach außen und mit dem Hauptwind gerichtet und das andere Ende ist zwischen den Latten nach oben geflochten. Man legte aber einige Zweige auch längs neben den Latten, einerseits weil dieser Teil immer ein bisschen höher als Aussenteil der Reisigsschicht sein musste (um das Wasser ablaufen zu lassen), andererseits weil neben den Latten mehrere später getrocknete Nadeln über der Holzspänenschicht nötig waren, um das Dach dicht zu machen. Auch die Verbindung der Reisigschichten war in diesem Fall fester. Man wählte die Zweige von den Fichten, die am Rande der Wiesen wuchsen (de pă câmp), weil es “sanfter” (mai gras) ist. Wenn die Nadeln des Reisigs größer und dichter sind, machen sie die Holzspäneschicht, auf die sie getrocknet fallen, dichter. Die Schichten von Holzspänen und Fichtenzweigen wechseln bis 100 cm über die Spitze der Sparren. Die alten Informanten behaupten, dass die Breite der Schichten nach etwa 1,5 m über dem Vordach etwas größer sein muss, um das Dach steil zu machen. Sie behaupten auch, dass nur die vierte oder fünfte Reihe von Fichtenzweigen zwischen die Latten geflochten werden muss. So ist das Eindeckungsmaterial stabil genug und das Reisig „setzt sich“ besser und kompakter. Ganz oben, auf dem Dachkamm, der etwa 30-40 cm breit blieb, wurde eine Schicht von hölzernen Resten gelegt, die nach dem Hanfbrechen geblieben sind. Diese verfaulen sehr langsam und schützten eine lange Zeit den Kamm gegen Regen. Gegen den Wind wurde den Kamm entlang ein dünner Balken gelegt. Er wurde von Pfählen gestützt, die über ihn als Paar gekreuzt und schräg im Reisig befestigt sind. Drei Arbeiter bereiteten den Reisig vor (drei Dimensionen: kurz für die Schicht, länger für das Binden, sehr lang quer gelegt), die anderen zwei hoben das Reisig und die Holzspäne mit dem Schwengel, die anderen zwei schichteten das Material auf die Plattform. Für eine polygonale Scheune brauchte die Mannschaft drei Tage. Ein gutgemachtes Reisigdach hielt etwa 40 Jahre und konnte danach noch geflickt werden. Diese Form von Reisigdach ist einzigartig in Rumänien, und war in der Fachliteratur nicht erwähnt. Die Frage ist: warum ist das Dach mit den krummen Sparren und mit der Reisigeindeckung gerade auf dem Gheţarplateau und im oberen Ariestal entstanden? Meiner Meinung nach ist diese Form von Reisigdach mit der hiesigen Besiedlungsform und der hiesigen Hauptbeschäftigung in Verbindung. Im Gebirge, bei mutături (saisonale Unterkünfte), in einem Wald- Wiesengebiet, wo kein Stroh produziert wurde, wo Heu ungeeignet als Eindeckungsmaterial ist (es verfault schnell) und wo Schindeln viel zu teuer für das Dach saisonaler Wirtschaftsgebäude waren, war Fichtenreisig das einzige Eindeckungsmaterial, das billig und leicht zu finden war. Es war undicht, aber die Erfahrung der Bewohner hat diesen Nachteil beseitigt: sie haben die Holzspäne, die bei Mutături als Abfall nach dem Fassdaubebau blieb, als Eindeckungsmaterial benutzt, um zusammen mit Reisig das Dach dicht zu machen. Eine solche technische Idee konnte nur dort erschienen, wo es große Mengen von Holzspänen gab, also nur dort, wo die Hauptbeschäftigung der Bewohner der Holzgefäßebau war. Die Holzspäne und das Fichtenreisig brauchen aber eine breite Plattform, auf die sie geschichtet werden. Wo die Wirtschaftsgebäude eine Decke haben, bilden die Enden der Deckenquerbalken die Plattform, auf die das Eindeckungsmaterial (im Tal Stroh) geschichtet ist. Die saisonalen Wirtschaftsgebäude von Mutături hatten aber keine Decke. Wo die Deckenquerbalken fehlen, kann es eine Plattform aus mehreren kurzen (1 m langen) waagrechten Stangen sein, die mit einem Ende auf die unterste Latte der einfachen Sparren und mit demanderen unter dem obersten Balken der Wand befestigt wurden. Die Nachteile in diesem Fall waren, dass die nur mit Holzzapfen auf den Sparren befestigte Latte zu schwach für ein schweres Dach (wie Reisigdach) wurde und eine solche Plattform zu viel Handarbeit für eine saisonale Unterkunft brauchte. Die krummen Sparren waren in solchen Umständen die einzige einfache Lösung, eine Plattform für dieses sehr schwere Eindeckungsmaterial in Ermangelung der Deckenquerbalken zu gestalten. Es ist zu vermuten, dass diese Techniken zuerst bei den kleineren Bauten ausprobiert wurden und erst danach bei den großen Bauten benutzt wurden. Da für die Entstehung der zwei Techniken (krumme Sparren und Reisigdach) drei Bedingungen unerlässlich sind (gebirgiges Nadelholzgebiet, saisonale Unterkünfte und Holzgefäßebau als Hauptbeschäftigung der Bewohner), ist erklärbar, warum diese Techniken anderswo nicht gefunden wurden.

  • Issue Year: 2016
  • Issue No: 1
  • Page Range: 49-72
  • Page Count: 24
  • Language: Romanian