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Prilozi kulturnoj stratigrafiji praistorijskih gradinskih naselja u jugozapadnoj Bosni
Contributions to Cultural Stratigraphy of Prehistoric Fortified Settlements in Southwestern Bosnia

Author(s): Blagoje Govedarica
Subject(s): Archaeology, Cultural history, Architecture, Social history, Ancient World, Social development
Published by: Akademija Nauka i Umjetnosti Bosne i Hercegovine
Keywords: Prehistoric settlements; hills; gradina; archaeology; Balkans; castle;

Summary/Abstract: Die ermittelten prähistorischen Besiedlungen auf Anhöhen werden in der jugoslawischen archäologischen Literatur meist durch den Terminus »gradina « — Wallburg (von Wortstamm grad — Burg) gekennzeichnet, und sie gehören zu den zahlreichsten archäologischen Denkmälern auf dem Boden des nordwestlichen Balkan. Bosnien und die Herzegowina nimmt in diesem Rahmen eine mittlere Stelle ein; es wurden allein hier bisher ca. 800 dieser Lokalitäten festgestellt, zu 95% waren dies aber auch die einzigen archälogischen Vorhaben an ihnen. Auch in anderen Gebieten dieses Teils des Balkan ist die Situation ähnlich. Die Wallburgen sind am häufigsten in den Karstgebieten des Balkan anzutreffen, und charakteristisch ist, dass sie nicht selbständig existieren, sondern regelmässig in kleineren, geographisch isolierten Einheiten gruppiert sind: Karstfelder, Hochebenen, Flusstäler, die von hohen Gebirgen umgeben sind, u. a. Die bisherigen Untersuchungen, die sich auf Grabungen einzelner Wallburgen in verschiedenen, oft sehr voneinander entfernten Gebieten gründeten, ergaben ziemlich gute, aber im ganzen einseitige Resultate. Es zeigte sich, dass der Beginn eines massenhaften Burgbaus in die Kupferzeit hineinreicht. In der Bronze- und Eisenzeit stellen die Wallburgen den dominanten Bautyp der Siedlungsarchitektur auf diesem Boden dar. Jedoch ist eine genauere chronologische und kulturelle Einordnung innerhalb dieser Perioden ziemlich unklar geblieben, besonders im Hinblick auf die weiteren Gesichtspunkte dieses Problems. Ebenfalls blieben viele Fragen unbeantwortet, die mit einer Funktion der Wallburgen Zusammenhängen — in welchem Masse haben sie als ständige oder vorrübergehende Siedlungen, als Befestigungsanlagen oder als Kultstätten u. a. gedient. Ausgehend von der Tatsache, dass die unumgängliche Vorbedingung für eine komplexe Betrachtung des kulturellen Entwicklungsprozesses dieses Gebietes in jüngeren prähistorischen Perioden die detailliertere Kenntnis der kulturellen Stratigraphie der Wallburgen ist, wurden vom Zentrum für Balkanforschungen der Akademie der Wissenschaften und Künste Bosniens und der Herzegowina in der letzten Zeit komplexe und systematische Untersuchungen der Wallburgen in die Wege geleitet, und zwar in einigen charakteristischen, geographisch isolierten und geschlossenen Einheiten — Regionen und Mikroregionen. Diese Untersuchungen umfassen drei Arbeitsphasen: Rekogniszierung, Sondage — Grabung und systematische Grabung. Durch Rekogniszierung werden alle Siedlungen in der Region, sowohl die mit Wallburgen als auch andere (falls vorhanden), umfasst. Die Sondage — Grabungen werden auf all den Burgen durchgeführt, wo die kulturelle Schicht in solchen Masse erhalten ist, dass archäologische Ausgrabungen möglich sind. Systematische Grabungen finden auf einer geringeren Anzahl von Lokalitäten statt, wo durch vorhergehende Arbeit Vorkommen reicher und gut erhaltener Stratigraphie sowie archäologisches Material festgestellt wurde, das zur Klärung kultureller und chronologischer Beziehungen der gesamten Region wesentliche Angaben bieten kann. Die ersten Untersuchungen dieses Typs begannen im Jahre 1973 in Südwest — Bosnien. Diese Region zeichnet sich besonders durch einheitliches geographisches Gefüge aus, das mit Wallburgen reich versehen ist; es setz sich aus drei grossen Karstfeldern zusammen: Duvanjsko, Livanjsko und Glamočko Poije. Diese drei Felder sind nur durch enge und niedrige Gebirgsflächen voneinander getrennt, von aussen sind sie von hohen und unzugänglichen Gebirgen umgeben, (siehe Beitr. 1). Die Wallburgen befinden sich auf den Rändern des Feldes, bzw. den hinteren Gebirgsabhängen. Bis jetzt wurden in diesen Gebiet die ersten beiden Arbeitsphasen erledigt: Rekogniszierung und Sondage — Grabung. Es wurden 107 Lokalitäten mit Wallburgen festgestellt, und Sondierungen erfolgten auf 19 Burgen (siehe Betr. 1). Man muss darauf hinweisen, dass in diesen gesamten Gebiet keine einzige glechzeitige Siedlung eines anderen Typs vorgefunden wurde. Hieraus geht hervor, dass Wallburgen die wichtigste und in der langen zeitlichen Periode vielleicht auch einzige Form organisierter menschlicher Behausung auf diesem Boden sind. In diesen Beitrag werden die Ergebnisse der Ausgrabungen auf den Wallburgen dargestellt, die eine relativ gute Stratigraphie hatten und als ständige oder zeitweilige Siedlung gedient haben. Der Beitrag wird in zwei grundsätzliche Teile aufgeteilt. Im ersten Teil ist archäologisches Material aus sieben Wallburg-Siedlungen angegeben: Veliki gradac auf Privala (Beitr. 1/100, Beitr. 2, 3; T. I—VII), Gradina Korita (Beitr. 1/29, Beitr. 4—8; T. V III—XIV), Reljina gradina (Beitr. 1/49; Beitr. 9; T. XV—XVI), Gradina Grkovci (Beitr. 1/1, Beitr. 10, 11; T. XVI—XVII), Velika gradina in Petrovići (Beitr. 1/88, Beitr. 12; T. X V III—XIX), Gradina Letke (Beitr. 1/76, Beitr. 13; T. XX—XXI) und Gradina Buhovo (Beitr. 1/107, Beitr. 14; T. XXI) sowie deren chronologische Determination (Beitr, 15). Die besten Resultate ergaben Untersuchungen in Veliki gradac auf Privala und in Gradina Korita, sodass sie als Grundorientierung bei der Bestimmung der übrigen weniger reichhaltigen und schwächer erhaltenen Wallburgen dienten. Im zweiten Teil des Beitrags wird ein allgemeines Bild von der kulturellen Entwicklung in den Wallburgen im gesamten Raum gegeben. Es erwies sich, dass sie im Laufe der Bronze- und Eisenzeit besiedelt waren, aber man hat keine einzige Lokalität festgestelt, die kontinuierlich diese ganze Zeit hindurch besiedelt war. Demnach lassen sich vier chronologisch miteinander verbundene Siedlungsperioden hervorheben, wobei die Intensität des Lebens und der kulturellen Entwicklung in einer jeden von ihen unterschiedlich war. Periode I (Br. A—Bl) ist auf vier Wallburgen vertreten: Veliki gradac auf Privala (Phase A), Gradac Vučipolje, Gradina auf Stražnica und Gradac Zamršćen (Beitr. 1/100, 106, 86, 28). In jener Zeit, war nur der Raum um Duvanjsko polje besiedelt. Die führende und einzige ständige Siedlung war Veliki gradac auf Privala (Phase A), während die übrigen kleinere, zeitweilige Siedlungen waren, die im Verhältnis zu Privala in einer abhängigen Lage waren, nicht nur in kultureller, sondern wahrscheinlich auch in gesellschaftlich- ökonomischer Hinsicht. Das südwestliche Bosnien neigt in dieser Periode kulturell zum mitteladriatischen Hinterland, das einer noch ungenügend identifizierten ostadriatischen Kultur der Frühbronzezeit angehört. Zu (Beginn der Mitteibronzezeit treffen auf diesen Raum bestimmte Impulse nordbalkanischer und Donau — Herkunft, und dies kennzeichnet das Ende der ersten Periode. Periode II (Br. B2—D) bedeutet eine Zeit der Stagnierung im Leben auf den Wallburgen. In dieser Zeit existiert allein die Siedlung auf Privala (Privala B) und in Petruvići (Beitr. 1 100, 88), aber auch hier sind es nicht ständige Besiedlungen, sondern vorrübergehende Aufenthalte. Das Material dieser Wallburgen verweist auf Verbindungen zu Varvara B sowie zu breiteren Gebieten der West-Herzegovina. Periode III (Ha A) stellt die Anfangsphase dar für ein erneutes Beleben auf den Wallburgen. In dieser Zeit werden Siedlungen in den Wallburgen Letke und Buhovo (Beitr. 1/76, 107) gegründet, und die führende Siedlung wird Velika gradina in Petrovići (Beitr. 1/88). Wie auch in der vohergehenden Periode sind hier die Verbindungen zu Varvara (Phase C) und breiteren Gebieten der West-Herzegowina am ausgeprägtesten. Periode IV (Ha B-lat C) ist ein Zeitraum des grössten Aufschwungs der Wellburgsied 1 ungen in Südwest-Bosnien. Man teilt ihn auf in drei Phasen; Phase a — (Ha Bl—B2) als eine Zeit der Siedlungsgründung in Korita, Reljina gradina und Grkovci (Beitr. 1/29, 49, 1). In dieser Phase treten starke Einflüsse aus Mittel-Bosnien (Pod B) auf, und daneben bestehen noch Siedlungen aus der dritten Periode, über die die Kultur der vierten Periode authochtone Formen übernimmt und weiterentwickelt. Phase b — (Ha B3—D) ist eine Zeit der Kulmination in der Entwicklung der Wallburgsiedlungen. Hier wird die grösste Anzahl der Wallburgen besiedelt, und zum ersten Mal werden alle drei Felder in annähernd gleichem Ausmass besiedelt. In dieser Zeit sind Verbindungen mit Mittel-Bosnien viel geringer, und es kommt immer mehr ein selbständige Entwicklung zum Ausdruck. Phase c — (Lat. A—C) ist ein Zeit allmählicher Abnahme der kulturellen ‘Entwicklung. Hier hört das Leben in den starken Siedlungen, in den Wallburgen Korita, Grkovci, Reljina gradina u. a. auf. Der Beginn der römisch- -dalmatinischen Kriege im Jahre 158 v. Chr. stellt das Ende einer selbständigen Entwicklung der Wellburgen und ihrer Populationen dar. In ethnogenetischer Hinsicht überwiegen im Verlauf aller vier Entwicklungperioden der Wallburgen die Elemente, die sich auf Grundlagen eines neo-eneolithischen südwestbalkanischen Substrats entwickeln (Lisičići-, Vučedol-, Lubljana- und wahrscheinlich Baden- Elemente). Der einzige fremde Zustrom wird in der Zeit des Beginns der vierten Periode (Ha Bl—B2) aus dem Gebiet Mittel-Bosniens bestätigt. Am Ende wird im abschliessenden Teil des Textes festgestellt, dass aufgrund der Sondage-Grabungen, die das Gesamtgebiet Südwest-Bosniens, bzw. alle Wallburgen, auf denen Ausgrabung möglich waren, umfassten, schon nach dieser Arbeitspahase eine Identifikation der Grundetappen in der Entwicklung der Waliburgsiedlungen sowie wesentlicher kultureller Erscheinungen, ihre Herkunft und Entwicklungstendenzen möglich war. Die Resultate dieser Untersuchungen boten eine solide Grundlage für die weitere Arbeit an der Erforschung der Wallburgen in diesem Teil Bosniens. Die Möglichkeit einer ausführlicheren und genaueren Behandlung aller dieser Gesichtspunkte wird am Ende der dritten Arbeitsphase bestehen, d. h. nach den systematischen Grabungen, die in Veliki gradac auf Privala, in Reljina gradina und in gradina Grkovci erfolgen werden.

  • Issue Year: 1982
  • Issue No: 20
  • Page Range: 111-188
  • Page Count: 104
  • Language: Croatian