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Ranoslavensko naselje Jazbine u Batkoviću kod Bijeljine
Early-Slavic Settlement Jazbine in Batković near Bijeljina

Author(s): Irma Čremošnik
Subject(s): Anthropology, Archaeology, Architecture, Local History / Microhistory, Social history, 6th to 12th Centuries
Published by: Akademija Nauka i Umjetnosti Bosne i Hercegovine
Keywords: Early Slavic Settlement; Jazbine; Bakovici; village; medieval buildings; houses;

Summary/Abstract: Die frühslavische Siedlung Jazbine wurde 1968 entdeckt und von 1969 bis 1974 durch systematische Grabungen erforscht. Auf den Äckern Jazbine, die sich entlang des Fusses Bistrik in Batković bei Bijeljina (Nordbosnien) erstrecken, wurden 50 frühslavische Objekte gefunden (siehe Plan 1 nud 2). Der westliche Teil der Siedlung kann nicht untersucht werden, weil sich hier die heutige Dorfsiedlung entwickelt hat. Auch hat ein spätmittelalterliches Gräberfeld im nordwestlichen Teil von Jazbine die frühmittelalterlichen Objekte beschädigt. Bisher sind ca. drei Hektar im nördlichen Teil von Jazbine untersucht. Im südlichen Teil bleiben noch ca. zwei Hektar zu erforschen. Auf den Äckern Jazbine stieß man auch auf Spuren aus dem Neolithikum, der La-Tène-Zeit und der Römerzeit. Bei den 50 entdeckten Objekten handelt es sich um in den Erdboden haibeingetiefte Grubenhäuser, auf dem Erdboden stehende runde Pfostenbauten sowie um Öfen und Werkstätten zur Bearbeitung von Eisenerz. Die Datierung dieser Objekte wurde aufgrund der Keramikund Kleinfunde durchgeführt. Charakteristisch für die Siedlung ist die runde und ovale Form 'der in den Erdboden haibeingetieften Grubenhäuser, der auf dem Erdboden stehenden Pfostenbauten sowie der Einsenhütten und Werkstätten. Die übliche quadratische Form der slavischen Wohnstätten ist dagegen nicht vertreten. Die Objekte sind 0,60 bis 1,20 m in die Erde eingetieft, um die Grube sind zwei Reihen (manchmal auch eine Reihe) von Pfosten, die eine leichte Konusdach- Konstruktion trugen. Die Wände sind aus lehmbeworfenem Flechtwerk. Die verstärkende zweite Pfostenreihe zeigt, daß es Objekte einer Dauersiedlung sind. Die Jüngeren haibeingetieften Grubenhäuser lassen sich nach der vertretenen Zahl der Keramikarten (vgl. Tabelle 5) schematisch in 6 Phasen einreihen, so daß es mit den älteren vom Anfang (der Mitte des VII. Jahrhunderts) bis zum Ende (der Mitte des IX. Jahrhunderts) insgesamt acht Phasen mit einer Dauer von 25 Jahren sind. Hinsichtlich der Objekte XXVII (Abb. 3), XVIII (Abb. 1) und XXX (Abb. 5) aber zeigen die Stratigraphie und die Zahl der Funde (vgl. Tabelle 5), daß sie länger in Gebrauch waren und auch überbaut wurden. Auf dem Erdboden stehende, nichteingetiefte Häuser kommen auch bei anderen slavischen Wölkern vor, so auch am Don neben eingegrabenen Wohnstätten. Sie sind im Grundriß zumeist etwas undeutlich. wie auch unser Komplex mit runden Bfostenbauten auf starken Pfosten (mit Doppellinien wurde ein Rekonstruktions versuch unternommen — Abb. 1). Es sind anscheinend drei Pfostenbauten, die aber nicht gleichzeitig sind. Da aber alle Pfosten gleich tief liegen, sind die zeitlichen Phasen nicht festzustellen. Nach den Funden gehören sie der zweiten Hälfte des VIII. bis zur Mitte des IX. Jahrhunderts an. Die Konstruktion bestand aus Holz. Große Ähnlichkeit im Grudriß verrät das Pfostenhaus aus Požamaja Balka (Dnjeprgebiet), das aber aus einer früheren Zeit stamt. Die runden Pfotsenbauten sind bei den Slaven sonst meist kleiner, und bei manchen glaubt man, sie hätten zu kultischen Zwecken gedient; In Jazbine verweisen darauf viele Gehäuse von Schnecken (denen in jener Zeit auch bei den Slaven überirdische Macht zugesprochen wurde), die aber in sehr großer Zahl nur im diesem Objekt vorhanden waren. Nach Größe und Zahl der Objekte entspricht unsere Siedlung den großen Ansiedlimgen bei den Südslaven (Džedžovi Lozia und Popina in Bulgarien), die wie unsere auch langlebig (VII. bis IX. Jh.) sind. Die Siedlung in Jazbine ist weit verstreut und besteht unplanmäßig aus kleineren oder größeren Häusergruppen. Sie breitete sich vom Zentrum mit den ältesten Wohnstätten (VI, VIII, VIII) gegen Osten und Westen aus, die verstreuten Objekte XLVI, XLVII bilden anscheinend den Anfang des südlichen Teiles der Siedlung. Unsere Objekte bilden nicht kleinere (getrennte) Siedlungen wie in der Ukraine, vielmehr bilden einzeln verstreute Wohnstätten den Anfang einer Gruppe von Objekten, die sich dann in einer längeren Zeitfolge um diese Wohnstätten herum reihen. So finden sich spätere Objekte neben frühen, verlassenen Objekten. Diese Gruppen kann man wohl als Familiengruppen betrachten, die noch nach dem Zerfall der Sippengemeinschaft eine starke Verbundenheit der Familie wie auch Verbundenheit mit anderen Gruppen der Siedlung zeigen, eine Erscheinung, die auch in anderen großen südslavischen Ansiedlungen unterstrichen wird. Nach den Funden kann die Ansiedlung sicher den Slaven zugeschrieben werden, die hier noch Spuren ihrer ältesten Kultur hinterlassen haben (Keramik des Prag-Korčak-žitomir- Typus). Nur der Typ der Wohnstätten zeigt Einflüsse der nomadischen Kultur, worüber schon gesprochen wurde. Daher scheint es, daß die Gruppe aus Jazbine aus der Nordwestukraine, durch den Norden und Osten von Rumänien und die Donau entlang in unsere Gebitete gelangt ist. Es sind Sclavinen, die Elemente ostslavischer Kultur zeigen. Sie haben sich in Jazbine in einem leeren Gebiet (man fand hier keine Spuren des V. und VI. Jahrhunderts) und anscheinend ruhig angesiedelt. Die anfängliche Siedlung hat sich aus einer landwirtschaftlichen zu einer Siedlung mit Eisenproduktion entwickelt. In der Zeitspanne vom VII. bis IX. Jahrnundert hat sich die Sippengemeinschaft in eine teritoriale Dorfgemeinschaft gewandelt, die noch kein Privateigentum und keinen klassenunterschied zeigt, also einem Stadium vor der Entwicklung der Klassengesellschaft angehört. Ein vollkommenes Bild werden wir von der Ansiedlung erst gewinnen, wenn auch ihr südlicher Teil erforscht sein wird.

  • Issue Year: 1977
  • Issue No: 15
  • Page Range: 227-308
  • Page Count: 103
  • Language: Bosnian