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Prispevek biološko-tehničnih disciplin k proučevanju kulture Ljubljanskega barja
Contributions to Biological-Technical Disciplines in Studying the Culture of Ljubljansko barje

Author(s): Tatjana Bregant
Subject(s): Archaeology, Cultural history, Local History / Microhistory, Ancient World, Methodology and research technology
Published by: Akademija Nauka i Umjetnosti Bosne i Hercegovine
Keywords: Ljubljansko barje; archaeology; culture; organic materials; ceramic materials;

Summary/Abstract: Die Beschaffenheit des Moorbodens bietet ohne Zweifel günstige Bedingungen für die Erhaltung auch solchen Materials, das anderswo zum Verfall verurteilt ist. Nach den bisherigen Kenntnissen der Kulturentwicklung auf dem Ljubljanaer Moor hat sich als notwendig erwiesen, einen Pfahlbau ganz und gar zu untersuchen, sowohl nach der archäologischen Methode als auch durch Heranziehung der biologischtechnischen Disziplinen, die das Bild des Lebens im Pfahlbau vielleicht vervollständigen könnten. Hierzu wurde der Pfahbau am Maharski Kanal bei lg ausgewählt; dort sind dm Rahmen der erwähnten Disziplinen Analysen gemacht worden, bzw. sie sind noch im Arbeit. Als Gegenstand der Analyse dienen an erster Stelle Erzeugnisse bzw. Gegenstände aus Holz und anderen organischen Stoffen. Ausserdem muss auch anderes Material entsprechend erforscht werden, so z. B. das aus Stein, im Hinblick auf die Provenienz des Rohmaterials, das keramische im Hinblick auf Brenn verfahren, auf die Herstellung von Überzug, Glasur, Farbe usw. Die Analyse des keramischen Materials ist im Arbeit. Die 1972 gefundene Halskette aus bearbeiteten Kalzitperlen weist als Rohstoff reinen Kalcitsinter oder sogar bearbeitete Höhlenperlen auf. Angesichts der zahlreichen Höhlen in Slowenien ist es jedoch nicht möglich, die Provenienz des Materials genau zu bestimmen. Die Kettenperlen waren auf einen Faden aufgereiht, sie waren aus mindestens zwei Teilen tordiert, der Faden war aus tierischen Darmwandstreifen hergestellt. 1974 wurde eine deltaförmige Quarzspitze gefunden, die an dem kürzeren Teil des Deltoids erhaltenen Harz aufwies, mit dem es an einem Halter befestigt war. Die Masse brannte beim Versuch ohne Flamme und verbreitete den für Holz charakteristischen Rauch. Die ausgeführten Analysen, wie die xylothomische, pedologische, palinologische und die Analyse des zoologischen osteologischen Materials haben sowohl eine Reihe von Hinweisen über die Beschaffenheit des näheren oder weiteren Terrains zur Zeit der Existenz des Pfahtbaus am Maharski Kanals als auch Angaben über die Ökonomik geliefert. Diese Angaben bestätigen in mancher Hinsicht die Beobachtungen und ergänzen sie wesentlich. Die Analysen des Holzes der senkrechten Pfähle (700 analysierte Fälle) haben gezeigt, dass Esche (Fraxinus celsior, Fraxinus ornus) und Eiche (quercus robur, quercus petraea, quercus cerris) zu 82%. unter allen senkrechten Pfählen, den Pfahlbauträgern, vertreten sind. Das sind Holzarten, die am widerstandsfähigsten sind und sich im Wasser am längsten halten. Die pedologische Analyse zeigte einen beträchtlich niedrigeren Prozentsatz an Blütenstaub dieser Sorten in den Schichten, die als Vertreter von Wald flächen gelten, und einen viel höheren Prozentsatz von Blütenstaub von offenen Weideflächen, wohin Erle und Haselnussbaum gehören (Àlnus glutinosa, Corylus avellana), die jedoch unter den senkrechten Pfählen nur in einigen Fällen vertreten sind. Dieses Resultat weist darauf hin, dass die nähere Umgebung des Ljubljanaer Moors eine Wiesen- und Weidefläche offenen Typs war, während sich weiter hinten geschlossener Wald estreckte; Blütenstaub dieser Sorte ist wegen der grösseren Entfernung schwächer vertreten. Die Bewohner kannten jedenfalls die Widerstandsfähigkeit der verschiedenen Holzsorten genau und holten die Sorten aus der weiteren Umgebung heran. Die pedologische Analöse hat gezeigt, dass in der Zeit der Moorkultur am Maharski Kanal das Gelände versumpft war, dass der Pfahlbau am Bett eines fliessenden Wassers stand. Das ist daraus zu schliessen, dass die Pfähle 60— 80 cm über der Schneckenschicht — dem Bodengrund — abgebrochen sind, und daraus, wo sich das kleine Kulturgut in dieser Schicht befindet. Dieses Gut sammelte sich in der Moorvegetation — in der Gyttja — an. Die pedologische Analyse zeigt ferner, und zwar gerade in dieser Schicht, im Vergleich zu den höheren Schichten, die ohne Kulturfunde sind, einen beträchtlichen Zuwachs an Karbonaten (CaC03) von 0%, bis zu 34%. Dieser Anstieg an Karbonaten ist eine Folge von animalischen Karbonatbildimgen — Schneckenhäusern und Tierarten, die in der Sumpffeuchtigkeit leben. Einen Beitrag zur Kenntnis der Ökonomik auf diesem Pfahlbau hat einerseits die Analyse des tierischen Knochenmaterials, andererseits die Analyse des Blütenstaubs geliefert. Auf dem bisher erforschten Gelände sind vier Bauten festgestellt worden. Das dazu gehörende Knochenmaterial zeigt für das Haus 1 61%, Wild und 39% Haustiere, ebenso für Haus 4 60% Wild, 40% Haustiere. In den Häusern 2 und 3 überwiegt das Haustiermaterial, und zwar mit 63 bzw. 60%. So zeigt sich, dass sich die Menschen aus zwei Gebäuden überwiegend mit der Jagd beschäftigten, während bei den beiden anderen die Viehzucht entwickelt war. Geht es hier um zwei verschiedene Lebensweisen oder um zweckmässige Arbeitsteilung? Unter den Haustieren finden sich Schaf (Capra hircus, Ovis aries, Capra seu Ovis) Rind (Bostaurus) und Hausschwein (Sus domesticus), unter dem Wild sind Hirsch (Cervus elaphus) und Wildschwein (Sus scrofa) gleichermassen vertreten. Einen Beitrag zur Kenntnis der Ökonomik hat auch die palinologische Analyse geliefert. Durch die Entdeckung des Blutenstaubs der Melde (Chenopodiaceae) ist die Existenz von ruderalen Flächen bewiesen worden, die bebaut und später verlassen worden sind. Das ist das erste Zeichen von Landwirtschaft auf der Stufe der Dreifelderwirtschaft. Ein unmittelbarer Beweis für die Landwirtschaft ist bei den 4. Forschungen 1974 mit dem Blütenstaub von Getreide (cerealia) erbracht worden. Das Ökonomische Bild ist also recht abgerundet und vielgestaltig zugleich. Wir haben es also mit Landwirtschaft auf der Stufe der Dreifelderwirtschaft bei den Pfahlbauten am Maharski Kanal zu tun, zugleich aber mit Dokumenten, die Jagd- und Sammelwirtschaft nachweisen. Letztere Tätigkeit ist durch Samenfunde von Erdbeere -(fraga-ria vesca) und Himbeere (rubus idaeus) und von solaneum nigrum bewiesen, das als giftige Frucht gilt, jedoch .ist aus der Literatur bekannt, dass diese Früchte auch geniessbar sind, dass sie sogar wie Rauschgift wirken. Die pedologische Analyse hat auch zur genaueren Bestimmung der Kulturhorizonte auf jenen Flächen beigetragen, die archäologisch noch nicht erforscht sind. Die Analyse ging in Richtung der Phosphorbestimmung (P205) und Kalium (K20) in Werten von mg/100 g, und zwar in Schichten von 20 cm. Die Kaliumanalyse hat sich als negativ erwiesen, die Phosphoranalyse aus dem Profil des Hauses 2 hat in einer Schicht zwischen 60 und 100 cm eine drei- bis viermal grössere Phosphormenge aufgewiesen, als in den Schichten über der Kulturschicht zu finden war. In der Schicht zwischen 100 cm und 120 cm ist Phosphor noch vertreten, jedoch in einer viel geringeren Menge. Besonders viel-, sagend sind die Resultate der Probe aus der Bohrung, die ausserhalb des Ausgrabungsgeländes von 1973 lag. Ein hohes Phosphorvorkommen zeigte sich bereits in der Schicht zwischen 40 und 60 cm, also 20 cm höher als die bis dahin festgestellte Kulturschicht lag. Bie den Ausgrabungen von 1974, als noch die Fläche und die Bohrung erforscht wurden, erwies sich dann, dass die Kulturschicht auf diesem Gelände bereits in einer Tiefe von 50 cm beginnt. Die pedologischen Analysen haben sich also als nützlich und erfolgreich erwiesen. Nicht nur das Phosphorvorkommen auf dem archäologisch noch nicht erforschten Gelände ist bewiesen worden, sondern auch die Tiefe, in der die Kulturschicht und der Umfang der Siedlung auftreten. Diese Methode ist auch schon bei der Bestimmung der Lokation der Siedlung nützlich. Phosphor beweist nämlich das Vorhandensein von Knochenresten und vor allem von Fäkalien. Zur Erforschung der Umgebung des Pfahlbaus am Maharski Kanal wurden Luftaufnahmen in Schwarzweiss und in Farbe, ebenso in Infrarot- und Infrafarbtechnik gemacht. Durch diese Aufnahmen ist die Pfahlbaufläche bestimmbar, ebenso auch das alte Bett des fliessenden Wassers, an dem der von uns erforschte Pfahlbau steht. Ausserdem sind die entsprechenden Veränderungen des Geländes in der Umgebung sichtbar, in der die Existenz der Pfahlbauten vermutet wird. Einer von ihnen, wird durch die Sonde 4/74 bestätigt, und er hegt etwa 200 m südlich von unserem Pfahlbau am Maharski Kanal. Es ist zu erwähnen, dass die Luftaufnahmen östlich, von unserem Pfahlbau den Verlauf der Trasse der römischen Strasse verzeichnet haben, sie zeigt sich auf der Aufnahme als helle Linie. Für die Parzellen an dieser Linie hat sich der Brachlandname »An der römischen Strasse« erhalten. Für die Analyse C 1.4 haben wir fünf Proben von Pfählen aus dem Pfahlbau am Maharski Kanal genommen, eine aus dem Pfahlbau in Notranje gorice und eine aus dem bei der Sonde 4/74. Dem Material nach weisen alle drei Pfahlbauten darauf hin, dass sie zur gleichen Zeit existierten. Die Proben vom Pfahlbau am Maharski Kanal stammen aus der Zeit zwischen 3130 und 2395 v. u. Z. (3880—2930 v. u. Z. — dendrologische Kotektion), die Probe vom Pfahlbau in Notranje gorice gehört in die Zeit um 2906 (3680) v. u. Z. und die Probe aus der Sonde 4/74 in die Zeit um 2537 (3220—3330) v. u. Z. Die Gleichzeitigkeit der Pfahlbauten wird also auch durch die Methode C 14 bewiesen, den Maharski Kanal sind die Unterschiede in den Zeiträumen jedoch zu gross. Für die gleiche Analyse haben wir auch worn Pfahlbau am Resnik-Kanal eine Probe genommen. Dieser Pfahlbau zählt heute zu den ältesten bekannten im Moor, und die Analyse C 14 hat diese Feststellung mit der Datierung 3906 (4690) v. u. Z. bewiesen.

  • Issue Year: 1976
  • Issue No: 13
  • Page Range: 85-96
  • Page Count: 12
  • Language: Slovenian