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Idoloplastika u lasinjskoj kulturi
The Idoloplastic in Lasinja Culture

Author(s): Stojan Dimitrijević
Subject(s): Archaeology, Cultural history, Visual Arts, Ethnohistory, Ancient World
Published by: Akademija Nauka i Umjetnosti Bosne i Hercegovine
Keywords: Idoloplastic; Lasinja culture; statues; material culture;

Summary/Abstract: Von den Lasinjaer Fundstellen bestehen heute die zehn Statuetten von denen eine zur klassischen Lasinja-Kultur gehören dürfte, alle anderen Exemplare sind als jüngere Stufe zu bestimmen. Von diesen zehn Exemplaren sind sogar sieben verschiedene Typen festzustellen, was auf einen Mangel an festen Kriterien und Standarden hinweisen konnte. Die Typen der Lasinjaer Statuetten sind folgende: a. Realistische Statuetten — die mit einem Exemplar aus Piuj- -Burg vertreten sind (T. II/ l)2. b. Adoranten-Typus — mit einem Idol aus Kiringrad vertreten (Taf. II/2)3, c. Vinča-artige Statuetten — durch die zwei Exemplare aus Kiringrad dargestellt (Taf. II/3, 4). Das fast ganz erhaltene Exemplar erinnert stari an die sitzenden Vinča-Iđolen (Vinca D-l)45. d. Statuetten mit dem eckigen Kopf — es sind drei Idole bekannt und auf diese Weise ist das der einzige Typus der auf einen Standard in der Statuettengestaltung hinweisen könnte (Novoselci und Ašikovci — Taf. I, 2, 5, 6). Walzenförmige Statuetten — durch ein Exemplar aus Gradac vertreten (Taf. 1/1), das eine bescheidene Modelierungsfähigkeit zeigte. f. Kreuzförmige: Statuetten — auch nur durch ein Exemplar dargestellt (Novoselci); es ist eine ausgesprochene Neigung zur Vereinfachung in einer guten Formenredubtion zu sehen (Taf. 1/4). g. Rechteckige Plattenstatuetten — die. Statuette aus Ašikovci-Feld zeigt eine .totale Redaktion der anatomischen Elemente nur auf den sexuellen Symbolen. Das Exemplar ist gut modelliert und präsentiert in diesem Raum eine Ausnahmsererscheinung (Taf. 1/3). Von den erwähnten Idolen stammt nur das Exemplar von Ptuj aus .den Grabungen (J. Korošec), alle andere sind als Streufunde, vorwiegend bei dem tiefen Pflügen (Ašikovci und Novoselci, d. h. die sechs Idole aus dem Požega-Gebirgskessei) zu Tage gekommen — immer aber .zusammen mit dem Lasinjaer Geschirr. Typologisch sind die Lasinjaer Statuetten in zwei Richtungen einzuteilen: in einer mehr oder weniger traditionellen., d.h. in. einer massigen Stilisation — und einer anderen, die eine ausgesprochene Stili- Silfio, sogar eine maximale Reduktion zeigte (Taf. 1/3,4). Für die erste Gruppe ist es möglich eine mehr oder weniger kontinuierliche Linie zu ziehen. Die Bodentradition, die für das Gebiet galt, die Lasinja-Kultur besiedelte8, wies immer eine Neigung zur plastischen Darstellungen, auf, soweit es sich selbstverständlich, um Substrat.kultu.ren handelt. Auf dem grossen Verbreitungsgebiet der Lasinja-Kultur von den. Ostalpen, bis Mittelslawonien und Nordostbosnien, sowie vom Balaton (Plattensee) bis zu den nardbosnischen Gebirgen, dem Kapela-Gebirge und den. Julischen Alpen sind mindestens drei wesentliche Kulturen, bekannt, die eine Rolle bei der Bildung der Lasinjaer Kultur spielen, könnten: die Vinca-, Sopot- (in der klassischen und regionalen, d.h. nordwestkroatischen Fazies — dem Brezovlj ani-Typus)9 und die Lengyel-Kultur, Im nordwest jugoslawischen Raum — westlicher vom Križevci-Gebiet — ist leider keine neolithische Kultur bekannt, so dass unsere Kenntnisse über die Subs trat kulturen mangelhaft wurden. Im südlichen Randgebiet der Lasinja- Kultur könnten eventuell auch die Butmir- und Hvar-Kultur eine Rolle spielen11. Alle erwähnten Kulturen — ausserhalb der Hvar-Kultur — haben eine stärkere oder schwächere Neigung zur skulpturcllen Gestaltungen gezeigt. An erster Stelle ist dabei über die späte Vinča- -Kultur zu sprechen (Vinca D-l u. D-2)15, weil bei der späten Sopotund Butmir-, sowie in der Lengyel-Kultur die Idolplastik nicht vorgezogen wurde16—18. Die äneolithische genetische Faktoren, die bei der Bildung der Lasinja-Kultur in Betracht kommen könnten — die Badener. Tiszapolgärer und Bodrogkerestürer Kultur — haben in dieser Hinsicht kaum etwas beigetragen. Eine Anregung, die eine geistige Kontinuität fortsetzte die bei dem Lasinja-Volke eine gewisse Liebe zur kleinen Skulptur erhalten konnte — dürfte nur von der späten Vinča- Kultur stammen. Die Vinča-Kultur scheint auch ein bedeutender Teil der Prototypen zu liefern, so für die vinčaartigen Idole (Taf. 11/3,4), Statuetten mit dem eckigen Kopf (Taf. 1/2,5,6), die in groben Zügen an die Spätvincaer Figuren mit dem Vogelgesicht erinnerten (Taf. III/ 1 ), sowie die kreuzförmige Statuette (Taf. 1/4), die von den sog. »Zauberanhängern oder Votivfiguren in engeren Sinne« (M. M. Vasić) stammen könnte21- 23- 25. Teilweise könnte bei der Übernahme dieser Vinčaer Vorbilde auch die Sopot-, sowie die Lengyel-Kultur vermittelt haben (Taf. III/2,4)23. Die sog. »realistische Statuette« (Ptuj; Taf. II/l) scheint in einem simplifizierten Sinne eine primitive Nachahmung vor einem Mährischen Vorbild zu sein (vgl. Taf. III/5)19. Es ist aber zu betonen, dass eine Hand von einem »mährischen« Typus auch in Gornji Brezovljani gefunden wurde (Ausgrabungen 1973; Taf. III/3) — Der Fundkomplex Brezovljani ist: aber mit der Vinca B-2./C und Vinca C (= Sopot I-B/II u. II) zu synchronisieren und dürfte er gewiss eine zeitliche Priorität vor den mährischen Lengyeler Fundstellen haben (es handelt sieh um den regionalen Brezovljani-Typus 'der Sopot-Kultur, der dem Korenovo-Typus der Bandkeramik in Nordwestkroatien folgte). Auch der »Adoranten- Typus« könnte an mährische Vorbilder erinnern (vgl. Taf. II/2 u. IÏÏ/6)20, das Kiringrader Exemplar ist aber mehr von einem Mischkonzept beinflusst. Heben dein Vinca-Anteil, wurde auch die Rolle der Sopot-Kultur betont. Die Sopot-Kultur ist die tatsächliche Grundlage im Kerngebiet der Lasinja-Kultur (in Slawonien und Nordwestkratien, sowie im mittleren Nordbosnien). Um die Role der Vinca-und Sopot-Kultur bei der plastischen Gestaltung zu beleuchten könnte man auch eine andere Kategorie im kurzen präsentieren — und zwar zoomorphe und ähnliche plastische Applikationen auf dem Geschirr. Alle hier dargebildete Applikationen aus der Lasinja-Kultur gehören zur zweiten Stufe dieser Kultur (Taf. IV/2, 4, 6, 7, 9 — Drulovka und Ptuj in Slowenien). Die Vorbilder für diese Darstellungen sind leicht auf dem Spätvincaer und Sopot- -Geschirr zu finden '(Taf. IV/1, 3, 5, 8)26—3I. Auf diese Weise ist eine »bildende« Kontinuität noch mehr bestätigt. Solche Applikationen verschwanden in der jüngeren Lasinja-Kultur, und traten jetzt in den ersten Plan zungenförmige (öfters überdimensionierte) Applikationen32. Die Lasinja-Kultur ist nur auf der regional-stratigraphischen und lypologischen Basis in drei Phasen zu teilen. Die älteren Phasen wurden durch die zwei Horizonte in Vis-Moäran bei Derventa (Nordbosnien) dargestellt. Im unteren Grubenhorizont kam eine unentwickelte, selten verzierte vorklassische Lasinja-Ware, die sehr nahe zu der spätesten Vìnca- und Sopot-Kultur stand. Im oberen Horizont (dem Häuserniveau) tritt schon eine frühklassische Lasinja-Kultur auf. Die beiden Horizonte dürften die Stufen I und II-A darstellen. Das Lasinja Stratum wurde von einem Kostolacer Horizont überschichtet (Kostolacer Kultur vom Typus Pivnica-Cerić), der auch importierte Frühvucedoler Ware (Stufe A) hatte33. Zur Stufe I dürfte in Kroatien ein Teil der Funde von Leticarti und in Slowenien die Lasinjaer Funde von Kevderc gehören, als Stufe II-A sind die Funde aus Velika Mlinska in Kroatien und von anderen slowenischen Fundstellen zu bestimmen34. Die jüngere Phase zeigt ein entwickeltes Ziersystem mit den Guirlandenmuster und dem bodrogkerestüratigen Leitermuster. Es ist die Stufe I I I oder die »Barock- klassische« Stufe — die besonders gut durch die Fundstellen im Požegagebirgskessel (Gradac, Novoselci, Ašikovci, Jakšić), sowie Grginac und auch Eponymfundort Lasinja vertreten wurde. Kiringrad zeigt in diesem Horizont ein Lokalkolorit. Es besteht auch eine Möglichkeit im Rahmen der Phase II, d. h. der klassischen Lasinja-Kultur, die zwei Stufen zu unterscheiden — eine frühklassische (II-A) und eine spätklassische (II-B; Beketinee und Pavlovac bei Križevci, Nordwesfikroatien) 35. Die Stufe I I I wurde gut datiert durch das Bodrogkeresztürer Grab 10 in Szentes-Kistöke36. In der Grube in Lasinja selbst sind auch, die fünf Vufiedoler Scherben (Stufe B-2) zu Tage gekommen37, was für eine Synchronisation Lasinja I I I — Vučeđol B-2 — Bodrogkeresztür I I (Pusztaistvanhaza-Horizont) sprechen könnte38. Dabei wird selbstverständlich die Gleichzeitigkeit der Lasinjaer und Badener Kultur vor ausgesetzt. Ich könnte auch sagen, dass ich die Lasinjaer und Badener Kultur als die Nachfolger die nicht nur zeitlich, sonderen auch als Faktoren die Vinčaer und Sopoter Tradition fortsetzten, betrachten möchte — ich denke dabei nur an die frühe oder vorklassische Badener Kultur (Bolerâz- und Fonyód-Horizonte). Die klassische Badener Kultur ist dagegen als eine anadolisierte Erscheinung zu betrachten39. Ein solches chronologisches Schema zeigt einen radikalen Widerspruch zu der Stellung der ungarisch-slowakischen Schule, die eine bedingungslose zeitliche Priorität der Tiszapolgâr-Bodrogkerestûrer vor der ganzen Badener Kultur befürwortet. Gegen diese These habe ich mich schon früher kritisch geäussert40. Von diesem Gesichtspunkt aus wurde in der neueren Zeit auch ein chronologisches Schema dargestellt die auch die Lasinja-Kultur umfasst (N. Kalicz)41, N. Kalicz hat zwischen der' späten Sopot- und Lengyel-Kultur auf einer und der Lasinjad. h. Balaton-Kultur auf der anderen Seite eine Lücke vorausgesetzt, die dem ganzen Tiszapolgar-Horizont entsprechen dürfte. Diese Lücke ist aber durch die vorklassische und klassische Lasinja-Kultur ausgefüllt. Die Balaton-Kultur ist, wie man schliessem könnte, aus drei Kulturen zusammengesetzt: aus der Lasinja-, Retz-Gajary- und Hunyady- Halom-fKultur (= Bodrogkeresztûr III). Est ist kaum anzunehmen, dass nach allen diesen Kulturen die Boleraz-Stufe auf die Szene trat, besonders nach dem Hunyadi-Horizont, der zum Endäneolithikum gehören dürfte und in Ostungam direkt vor dem Makó-Horizont auftra't41-^. Neben der Lasinja-Kultur erscheint auf den gleichen Fundstellen auch die Retz-Gajary-Kultur, doch sind die stratigraphischen Verhältnisse noch nicht geklärt. Die Retz-Gajary-Population ist ein nomadisches oder halbnomadisches, Viehzucht betreibendes Volk, das um die gebirgigen Randgebiete der Pannonischen Ebene besiedelte und sehr gern ältere und verlassene Siedlungen — immer für eine kurze Zeit — bewohnte. Öfters wurden auch Höhlen benützt. Zur Zeit der jüngeren Lasinja- Kultur scheint die Anwesenheit der Retz-Gajary-Kultur in diesem Lebensraum eine Tatsache zu sein. Die Retz-Gajary-Kultur tritt in der Regeil auf dem Verbreitungsgebiet der anderen Kulturen als eine Fremdkultur auf. Sie ist auch ein Repräsentant des Furchenstichhorizontes und ist es kaum anzunehmen dass ihr Beginn vor die Kostolacer oder kaum vor die Kostolacer Kultur zu setzen ist. Die Lasinja-Statuetten haben nichts besonders Neues gebracht. Es handelt sich nur um die Fortsetzung einer Bodentradition, die auf alle Fälle zu erwarten war. Aber ich hatte dabei die Gelegenheit, die anderen Probleme der Lasinja-Kultur nochmals zu besprechen — wobei ich besonders die chronologischen Meinungsunterschiede in diesem Sinne betonen wallte. Die Meinungsunterschiede sind zur Zeit ausgesprochen krass, diese zu vermeiden scheint mir aber ein ziemlich aussichtsloser Weg zu sein.

  • Issue Year: 1976
  • Issue No: 13
  • Page Range: 59-84
  • Page Count: 28
  • Language: Croatian