The Care of Bishop Jerzy Matulewicz for the Priestly Spirit in the Diocese of Wilno Cover Image

Troska biskupa Jerzego Matulewicza o ducha kapłańskiego w diecezji wileńskiej
The Care of Bishop Jerzy Matulewicz for the Priestly Spirit in the Diocese of Wilno

Author(s): Janina Samolewicz
Subject(s): Christian Theology and Religion, Politics and religion, Pre-WW I & WW I (1900 -1919), Interwar Period (1920 - 1939)
Published by: Kuria Metropolitalna Białostocka

Summary/Abstract: Das Priesterjahr mobilisiert uns nicht nur zum Gebet für die Priester, sonder auch dazu, uns vermehrt mit dem Zeugnis authentischer Priester zu beschäftigen. Hier denke ich unter vielen anderen auch an den seligen Bischof Georg Matulewicz. In seinem Bischofssiegel sind die Worte „überwindet das Böse mit dem Guten“ eingeprägt, ein Programm, das er treu und mit Ausdauer als Bischof von Vilnius verwirklicht hat. In weniger bekannten Texten seiner polnischsprachlichen Aufzeichnungen finden wir einen sehr vielsagenden Satz: „Ein Priester ist in der Erfüllung seiner Aufgaben und seiner Stellung in persona Christi, ein Botschafter, ein Vermittler, der die Sache der Erlösung weiterführt. Durch den Priester regiert Gott, er erfüllt in dieser Stellung Gottes königliche, prophetische und priesterliche Mission. Diese Vollmacht und das Amt als Lehrer und Hirte bekommt der Priester durch die Weihe, aber im normalen Alltag, in der Arbeit und im Leiden ist er ganz Mensch, wie Jesus auch ganz Mensch war: Gott-Mensch. Wie Gott-Mensch wird er in der Ewigkeit seine Krönung erhalten. Im Leben erntet er Ehre und Dankbarkeit von guten Menschen und Hass von bösen Menschen und den Mächten der Unterwelt. Das vielversprechende Ergebnis für Einzelne und die Gesellschaft ist der Aufbau des Reiches Gottes auf Erden, ein Hinweis auf die Seligpreisungen. Damit es sich erfüllen kann, muss jeder Priester und Ordensmann Christus nachfolgen, Gott in seiner Missions- und apostolischen Arbeit überall hinbringen, auch zu denen, die von der Kirche abgefallen sind.“ Als Diözesanbischof von Vilnius in den Jahren 1918-1925 hatte er leider viele Probleme mit Priestern, die sich an politischen Streitigkeiten beteiligten, die Parteien bekämpften und in Volksbewegungen verwickelt waren. Das hat die Seelsorger von ihren eigentlichen Aufgaben, der Verkündigung des Evangeliums Christi und der Versammlung der Gemeinde in geschwisterlicher Liebe, getrennt. Eine besonders ausdrucksvolle Quelle ist diesbezüglich das im vergangenen Jahr in kleiner Auflage erschienene Bischofstagebuch von Georg Matulewicz, das noch wenig bekannt ist. Bischof Matulewicz war ein väterlicher Hirte, der den unterschiedlichen politischen Anschauungen und nationalen Bestrebungen seiner Priester verständnisvoll und gerecht begegnete, der aber auch bereit war, die zu bestrafen, die der Sache Gottes schadeten und der Lehre der Kirche und dem Geist des Gottesdienstes nicht entsprachen. Hierzu prüfte er gewissenhaft alle schriftlichen Vorwürfe, die eingebracht wurden. Mit den Priestern und Klerikern sprach er in ihrer Muttersprache und festigte sie in der Wahrheit. Wie der heilige Paulus sollten sie sich im Herzen und in Gedanken um alle Menschen gleichviel kümmern, ohne bestimmte Menschen zu bevorzugen. Im Priesterseminar in Vilnius sorgte er immer für Beschäftigung, sodass die Kleriker auch unter schwierigen materiellen Lebensumständen keine kostbare Arbeitszeit verloren haben. Er hat gut verstanden, dass eine gewissenhafte Ausbildung in den Seminaren Tendenzen des Nationalismus und Chauvinismus im Keim erstickt, damit die Neupriester den Menschen zu ihrer Rettung dienen und nicht die Menschen ihren Neigungen unterordnen. Verantwortungsbewusst verteidigte er die ihm „anvertraute Herde“ vor der Auslöschung der Religion in der Schule, der Ausbreitung des Atheismus, der Demoralisierung, der Einschränkung der Eltern in ihrem Recht zu religiöser Erziehung der Kinder und der Beraubung der Kirche um das Recht, materielle Güter zu besitzen. Er war immer bereit, auch Gefängnis und Tod anzunehmen und hat alles der Vorsehung Gottes überlassen. Der selige Bischof Matulewicz fuhr eine vorsichtige, harmoniesuchende Taktik: — Er hörte auf alle Stimmen, aber in den wichtigsten Angelegenheiten der Kirche achtete er besonders auf die erfahrene Stimme der Kapitel und des höheren Lehramtes der Kirche; er hat versucht alle für die Einheit der Menschen in Christi Geist empfänglich zu machen; — Er setzte sich für die brüderliche Einheit mit den Bischöfen der Nachbardiözesen und den Priestern ein, sogar mit jüdischen Vertretern; — Er hat selbst Priesterdienste ausgeführt; — Er hat immer klug mit ausbleibendem Verständnis gerechnet; — Er hat persönlich die Verantwortung für die Ausbildung der Geistlichen im Seminar und für die Zeit danach übernommen.

  • Issue Year: 28/2010
  • Issue No: 1
  • Page Range: 375-394
  • Page Count: 20
  • Language: Polish