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České drama v Deutsches Theater v Ostravě v letech 1919–1938
Das tschechische Drama im Ostrauer „Deutschen Haus“ zwischen den Jahren 1919–1938

Author(s): Jiří Štefanides
Subject(s): Theatre, Dance, Performing Arts
Published by: Univerzita Palackého v Olomouci

Summary/Abstract: Die tschechisch-deutschen Beziehungen fi ngen an sich seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts zuzuspitzen und ihren Höhepunkt erreichten die Konfl ikte bei den dramatischen Zusammenstößen kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Das Stadttheater wurde 1907 eröffnet und die Stadtvertretung ließ, ungeachtet der Proteste von der tschechischen Seite, nur ein deutschsprachiges Ensemble zu. Das tschechische Ensemble hat das Theater 1919 übernommen und das deutsche fand ihren Sitz in dem „Deutschen Haus“, wo es bis zum Beginn des II. Weltkrieges blieb. Als Vereinstheater einer Minderheit hat es die reale Situation in der Tschechoslowakischen Republik akzeptiert und fi ng an, auch die zeitgenössische tschechische dramatische Literatur aufzuführen – vor allem im Zeitraum 1929–1938 unter der Leitung von Rudolf Zeisel, einem aus Brünn stammenden Österreicher (geb. 1885). Im „Deutschen Haus“ wurden insgesamt sechzehn Stücke von Karel Čapek, Edmond Konrád, Olga Scheinpfl ugová, Vilém Werner und vor allem František Langer (neben wenigen Opern und Operetten) zur Aufführung gebracht. Die Reaktionen auf diese Vorstellungen waren bei dem deutschsprachigen Publikum fast ausnahmslos positiv. Den Höhepunkt des tschechischen Repertoires im „Deutschen Haus“ stellte die Inszenierungen von Čapeks Bílá nemoc (Die weiße Krankheit, Uraufführung am 27. 10. 1937) und Matka (Die Mutter, Uraufführung am 25. 3. 1938) dar. In den Hauptrollen waren Schauspieler, die wegen ihrer Abstammung Deutschland nach 1933 verlassen mussten – Čapeks Mahnung klang deswegen mit ihren eigenen Erfahrung zusammen. Die für einen Teil des deutschen Publikums sicherlich kontroverse Inszenierungen waren von einer positiven Aufnahme sowohl von Seiten der Zuschauer als auch der Kritik begleitet. Bald darauf wurde der demokratisch gesinnter Rudolf Zeisler des Amtes enthoben. Seine offizielle Ablehnung des nationalsozialistischen Regimes ließ bald die tragischen Begebenheiten folgen: er ist im Laufe des Krieges in einem KZ umgekommen.

  • Issue Year: 2008
  • Issue No: 6
  • Page Range: 39-44
  • Page Count: 6
  • Language: Czech
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