KONGRES EVROPSKIH ARHEOLOGA I ANTROPOLOGA U SARAJEVU U AVGUSTU 1894. GODINE
CONGRESS OF EUROPEAN ARCHAEOLOGISTS AND ANTHROPOLOGISTS IN SARAJEVO IN AUGUST OF 1894

Summary/Abstract: Mit der Okkupation Bosniens und der Herzegowina (Hercegovina) se¬itens Österreich-Ungarns, im Jahre 1878., brach eine neue Ära in der Gesch¬ichte dieser Lander ein. Bis daher der eurpäischen gelehrten Öffentlichkeit unbekannt, fügen sich Bosnien u. d. Herzegowina immer mehr in das okono- numische und kulturelle System Europa’s ein. Die Okkupationsverwaltung bestrebt sich systematisch, die Bande Bosniens u. d. Herzegowina mit der Doppclmonnrchie, ja sogar die Beziehungen mit dem übrigen Europa zu vertiefen. Zu diesem Zweck wird ein neues wissenschaftliches Centrum ge¬stiftet, wie es das im Monat Februar d. J. 1888 gegründete Landesmuseum war. Bald darauf erscheint im J. 1889 sein »Glasnik Zemaljskog muzeja<t ge¬nannter Bote, und schon im J. 1892 beginnt die Wiener Ausgabe desselben in deutscher Sprache unter dem Titel »Wissenschaftliche Mitteilungen«. Der Organisator der Okkupationsverwaltung von Bosnien u. d. Herzegowina und ihr Haup(Verwalter Benjamin Kallay. Minister der gemeinsamen Finanzen, war am eifrigsten bestrebt, die zivilisalorische Rolle (Mission) der Doppel¬monarchie in Bosnien und d Herzegowina vor dem Angesicht Europa's bekan¬ntzumachen und zu unterstreichen. Zu diesem Zweck forderte er die Grün¬dung ind die Tätigkeit des Landesmuseums und siener wissenschaftlichen Editionen. Er unterstützte auch die Herausgabe einzelner besonders bedeuten¬der Veröffentlichungen des Landesmuseums. Da Ende des XIX. Jahrhun¬derts in Europa die archäologische und die nntrropologische Wissenschaft eigens geschatzl waren, so war man auch in Bosnien und der Herzegowina meistens um die Ausfindigmachung und die Publikation neuer archäologi¬scher Entdeckungen bemüht. An diesem Werke arbeiteten einige hervorragende Fachleute, deren Resultate sich schon im Anfang bemerkbar machten. Es wurden die neolithische Station von Butmir und eine Siedlung aus dem Eisenalter in Glasinac entdeckt. Man war auch auf anderen Gebieten tätig. Nach der Auffassung Kdllav’s sollte man der europäischen gelehrten Öffentlichkeit die in Bosnien u. d. Herzegowina erzielten Resultate vorzeigen, ihren Urteil vom Werte derselben erlangen und vor der öffentlichen Meinung die in Bosnien u. d. Herzegowina errungenen Resultate starker zum Ausdruck bringen, eine fachmännische Abschätzung ihrer Werte erzielen, lind dadurch wollte er sich noch eindrücklicher als Träger der europäischen Gesittung in einem ehemals entlegenen »WilajeU wie cs Bosnien-Herzegowina gewesen war. Um diesen Zweck zu erreichen, sollte man einen Kongress der euro- paschcn Archäologen und Anthropologen organisieren und zwar in Sarajevo als politischem und Kultur-Cent rum der Okkupationsverwallung. Laut Bes¬chluss der Landesregierung und des Ministers Kallay wurde der erste Arc¬häologenind Anthropologenkongress in Sara jevo (vom 15. bis zum 21. August des Jahres 1894.) einberufen. Am dieser gelehrten Versammlung nahmen teil auserwahlte hervorragende Gelehrte aus mehreren europäischen Landern wie Schweden, Deutschland, England, Schweiz, Frankreich, Italien und der Dop pelmenarchie. Es ist bezeichnend, dass dieser Wissenschaft liehen Versam¬mlung kein einziger Gelehrter aus den slavischen Landern beiwohnte, weder aus Russland noch aus der Habsburger-Monarchie, Im Verlaul des siebentä¬gigen Aufenthaltes in Sarajevo wurden den ausländischen Gelehrten ausneh¬mende Aufmerksamkeiten seitens des Regims erwiesen. Auch der Minister Kallay fand sich an diesen Tagen in Sarajevo ein. Den ausländischen Wissenschaftlern hielt einen Vortrag über die Be¬deutung und Entwicklung des Landesmuscums sein Direktor K. Horman und L. Thailoczy über die Kulturstufen in der Entwicklung Bosniens u. d. Herzegowina. Die erzielten Resultate wurden den Gelehrten auf dem Terrain, in Bul- nrsir und Glasinac, gezeigt. Es ist charakteristisch, dass anlässlich der Exkur¬sionen in die Ausgrabungsorte eine lebhafte wissensehaltliehe Diskussion über die Resultate geführt wurde, 2u denen man gelangt war. So kam man, tatsächlich, durch Diskussionen zu einer sicheren Abschätzung der erzielten archäologischen und anthropologischen Resultate, was die Veröffentlichung besonderer Editionen aus diesem Gebiete zur Folge hatte, wobei speziell eine prachtvoll ausgestattete Ausgabe über die neolithische Station von Butmir hervor ragte.

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