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Die Aktualität von Hegels "Phänomenologie des Geistes"
The actuality of Hegel's "Phenomenology of Spirit"

Author(s): Vojin Simeunović
Subject(s): Philosophy
Published by: CEEOL Collections / Digital Reproductions

Summary/Abstract: "Dies, meine Herren, ist die spekulative Philosophie, soweit ich in der Ausbildung derselben gekommen. Betrachten Sie es als Anfang des Philosophierens, das Sie weiter fortführen. Wir stehen in einer wichtigen Zeitepoche, einer Gährung, wo der Geist einen Ruck getan, über seine vorige Gestalt hinausgekommen ist und eine neue gewinnt. Die ganze Masse der bisherigen Vorstellungen, Begriffe, die Bande der Weit, sind aufgelöst und fallen wie ein Traumbild in sich zusammen. Es bereitet sich ein neuer Hervorgang des Geistes vor. Die Philosophie hat vornehmlich seine Erscheinung zu begrüßen und ihn zu erkennen, während andere, ihm unmächtig widerstehend, am Vergangenen kleben und die Meisten bewußtlos die Masse seines Erscheinens ausmachen. Die Philosophie hat, aber, ihn als das Ewige erkennend ihm seine Ehre zu erzeigen." Hegel, Jenenser Vorlesungen, Schlußwort Zit. aus: J. Hoffmeister, Dokumente zu Hegels Entwicklung, S. 352.Mit diesen Worten beende te Hegel 1806 die Jenaer Vorlesungen, und sie stellten gewissermaßen - man kann das sagen - den Plan und das Resümee aller jener Gedanken dar, die sich später in der Phänomenologie des Geistes zeigen und entwickeln werden. Also in einem Werk, das einerseits das Ende des metaphysischen Denkens überhaupt bedeutet und das Ende der Philosophie, dem zufolge auch die Metaphysik in ihrer höchsten Form und das letzte Wort der Philosophie als Philosophie, und andererseits eine Begründung des postmetaphysischen Denkens, eine Zerstörung der Onto-Logik, nicht mehr Reflexion, sondern die Präsentation dessen, was ist, nicht Beschreibung dessen, was Hegel selbst gerade hier als ursprüngliche Geschichte erkennen wird, sondern Aussprechen und Rede eben dieser Quelle und ursprünglich historisch-gesellschaftlichen Geschehens; nicht das Gespräch oder die Dialektik Subjekt-Objekt, sondern die Rede dessen, was jenseits der Beziehung Subjekt-Objekt liegt, d. h. das Aussagen dessen, was nicht ist, das Aussagen dessen, was es nicht gibt, das Nachdenken über den Prozeß des Entstehens, des Konstituierens und des Erscheinens des Noch-Nicht-Entstandenen. Die Gedanken über die Auflösung alter Ideen und Begriffe, über ein neues Hervortreten des Geistes, über das Erkennen des Geistes als des Ewigen und Wesentlichen, sind tatsächlich die Zusammenfassung der Gedanken, die Hegel in der Phänomenologie darlegen wird, und die seine unverständlichsten und problematischsten Gedanken sein werden, und dadurch selbst wird die Phänomenologie immer aktuell und umstritten sein.

  • Issue Year: 1971
  • Issue No: 01+02
  • Page Range: 73-83
  • Page Count: 11
  • Language: German