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Pojam autoriteta
The notion of authority

Author(s): Karl Heinz Volkmann-Schluck
Subject(s): Politics, Metaphysics, Political Theory, Political Sciences
Published by: Fakultet političkih znanosti u Zagrebu
Keywords: notion; authority;

Summary/Abstract: 1. Ist die Autorität eine allgemein menschliche Erscheinung, die es immer schon in irgendeiner Form gegeben hat und geben wird, solange es ein menchliches Zusammenleben gibt? Oder ist die Autorität geschichtlichen Wesens und gehört sie daher einer bestimmten geschichtlichen Phase an, in der ihre Ursprünge und Motive hegen? 2. Die folgende Betrachtung geht den Weg einer geschichtlichen Besinnung. Die Autorität ist zunächst dem Namen und der Sache nach etwas spezi lisch Römisches. Ihre sowohl theologisch-metaphysische als auch gesellschaftlich allseitige Ausprägung gewinnt die Autorität erst im Mittelalter: theologischmetaphysisch, weil das Denken des Mittelalters von einer Metaphysik beherrscht wird, der gemäß alles Seiende, das nicht Gott ist, voran der Mensch, der Forderung unterstellt wird, daß es das zu sein habe, als was es von Gott vorausgedacht und gewollt ist; gesellschaftlich, weil das Leben feudalistisch, d. h. nach abgestuften Vorrechten (Privilegien) geordnet war. Die menschliche Freiheit wurde durch die übernatürlich-natürliche Autorität begründet und begrenzt. 3. Diese allseitige Autorität wird mit dem Beginn der Neuzeit im Grunde ihres Wesens erschüttert. Der Autoritätsverfall manifestiert sich in dem Auseinanderfall in eine Vielzahl von Autoritäten, die alle den Anspruch erheben, über das menschliche Leben unbedingt zu gebieten. Diese Autoritäten sind: die Moral des absoluten Sollens, das Gewissen des Einzelnen, die technisch-praktische Vernunft, der Mensch als das Wesen der gemeinsamen Bedürfnisbefriedigung durch rationale Arbeit, die geistige Überlieferung, die Einheit der Nation. 4. Jedoch ist dieses Auseinandergehen in eine Vielzahl von Autoritäten nicht die Ursache des Autoritätszerfalls, sondern seine Wesenstolgc, in der er sich vordringlich manifestiert. Es macht das Wesen der Autorität aus, daß der Mensch fraglos in ihr steht. Jetzt aber muß der Mensch selbst von sich aus ausmachen, W'as für ihn jeweils als Autorität zu gelten habe. Die Neuzeit ist durch einen neuen Begriff der Freiheit bestimmt, die nicht durch Autorität begründet wird, sondern die im Sich-binden an eine selbstgegebene Verbindlichkeit besteht. Es gehört daher zum Wesen dieser neuen, Freiheit, daß das für sie Verbindliche verschieden bestimmt werden kann. Deshalb ist die neuzeitliche Freiheit ihrem Wesen nach pluralistisch. Versteht diese Freiheit sich als ein Sich-binden an eine Autorität, dann gerät sic in einen Widerspruch; denn sie will dann durch eine Autorität gebunden sein, die sie selbst als Autorität erst setzen muß. Es kommt deshalb darauf an, der neuen Freiheit zu einem ihr gemäßen Selbstverständnis zu verhelfen. 5. Die neuzeitliche Freiheit gründet in der Reflexibilität des Bewußtseins, das sich selbst mit all seinen Bestimmtheiten durch den Vollzug der Reflexion zum Gegenstand des Erkennens und des freien Wirkens macht. Die neuzeitliche Geschichte stellt sich deshalb, von rückw'ärts gesehen, zwar als eine Verfallsgeschichte der Autorität dar, aut ihr Prinzip gesehen, ist sie jedoch die Entfaltung der in der Reflexibilität des Bewußtseins beruhenden pluralistischen Freiheit, welche das gesellschaftlich-politische Leben ebensosehr wie den Einzelnen vor die Aufgabe stellt, die in der Freiheit selbst gelegenen Möglichkeiten mit den ihr eigenen Mitteln zur Wirksamkeit zu bringen.

  • Issue Year: VI/1969
  • Issue No: 03
  • Page Range: 339-346
  • Page Count: 8
  • Language: Croatian