Nietzsche's revelation of metaphysics as an ideology Cover Image

Nietzscheovo razotkrivanje metafizike kao ideologije
Nietzsche's revelation of metaphysics as an ideology

Author(s): Karl Heinz Volkmann-Schluck
Subject(s): Metaphysics, Political Philosophy, Political Sciences
Published by: Fakultet političkih znanosti u Zagrebu
Keywords: Nietzsche's revelation; metaphysics; ideology;

Summary/Abstract: Das Denken in Ideologien its uns seit langem schon geläufig. Das Referat wird von der Frage geleitet: Was ist das Denken in Ideologien? Wie steht es mit dem Menschen, wenn er das Denken in die Ideologien verlegt? Das Referat möchte erproben, ob und wieweit wir in dieser Sache von Nietzsche eine Belehrung erhalten könnten.1) Das Eigentümliche der Ideologien besteht darin, daß sie ohne die Frage nach der Wahrheit auszukommen glauben. Ideologien sind wahrheitslos, aber sie sind deshalb nicht etwas Nichtiges, sondern etwas überaus Wirksames, weil sie das Bewußtsein des Menschen beherrschen und so sein Denken und Wollen bestimmen.Wir erfahren heute den Grundcharakter der Welt als einen sich unauf¬hörlich beschleunigenden Prozeß, dessen Sinn und Ziel uns vollständig verhüllt bleibt. Diessen Prozeßcharakter hat Nietzsche in einer sein gesamtes Denken bestimmenden Weise erfahren, dergestalt, daß nach ihm die Welt selbst ihrem Sein nach eine Werdewelt ist. Aus dieser Erfahrung bestimmt Nietzsche das Wesen und die Aufgaben der überlieferten Metaphysik. Damit nädlich der Mensch inmitten des Werdens bestehen kann, nimmt er von vornherein die Beständigung seiner selbst und deshalb die Beständigung der Werdewelt in den Vorsatz. Aus diesem Bestreben entspringen drei Grundentwürfe der Metaphysik, die verschiedene Verbindungen miteinander eingehen.2) Die Metaphysik versucht, das Werden zu bewältigen, indem sie es von der Vernunft her auslegt. Das von der Vernunft zuerst und immerfort Gedachte ist aber das Sein, d. h. das in aller Verschiedenheit Identische, das in allem Wechsel sich Gleichbleibende. Aus diesem Grundgedanken der Metaphysik ergeben sich drei Versuche, das Werden von der Vernunft her zu meistern:a) Das Werden wird als der Weg zum Sein vorgestellt, in dem das Wer¬dende sich beschließt und vollendet. Das Werden wird teleologisch gedeutet. Aber wir erfahren seit langem schon und heute erst recht, daß sich für das Gesamtgeschehen der Welt kein Ziel und kein Zweck erblicken lassen.b) Die Werdewelt wird als ein harmonisches Ganzes gedacht, in dem eine alles miteinander einigende Einheit waltet (Leibniz, Schelling, Hegel). Aber wir erfahren heute wie nie zuvor die Zerklüftung der Welt und haben den Glauben an eine Weltharmonie aufgegeben.c) Die ganze Welt des Werdens wird zum uneigentlich Seienden, ja zum Schein erklärt, und jenseits des Werdens wird eine wahre Welt des sich gleichbleibenden Seins, der Ideen, angesetzt (Plato und der Platonismus). Aber die Welt der Ideen und Ideale hat heute ihre das Leben fügende Kraft eingebüßt Je mehr man sich heute auf Ideen und Ideale beruft, umso großer wird die Kluft zwischen den Ideen und dem, was tatsächlich geschieht.3) Die drei vemunftkategorien (Zweck, Einheit, Sein) haben sich als wahrheitslos erweisen, sie sind aber für das menschliche Leben unentbehrlich, weil nur mit ihrer Hilfe die Welt berechenbar, planbar und formulierbar wird. Sie sind nicht wahr, aber sie stehen im Dienst der Erhaltung und Steigerung der Herrschaft des Menschen über die Wirklichkeit Deshalb bilden die drei Vemunftkategorien die Grundgestalt dessen, was wir »Ideologien« nennen.4) Die Ideologien, lebensrelative Perspektiven, haben sich daraufhin zu verantworten, daß und wie sie die gesellschaftliche Praxis fördern; als leitende Perspektiven der Wissenschaften haben sie sich dadurch zu bewähren, daß und wie sie die Verfügungsgewalt des Menschen über die Natur sichern und steigern.5) So unterzieht die Kategorien der Metaphysik einer vollständigen Umdeutung, dergestalt, daß sie die bestimmenden Wesensmomente der Ideo¬logien bilden. Nun ist aber das Denken immer ein Denken in Kategorien. Sind nun die Kategorien wahrheitslos, dann wird auch alles Denken, also auch das philosophische Denken, wahrheitslos. In der Tat hat Nietzsche während der letzten Phase die Wahrheitslosigkeit des philosophischen Denkens erfahren, und zwar in Konsequenz seiner Umwandlung der Vernunftkategorien zu le¬bensnotwendigen Perspektiven. Nietzsche deutet die Wahrheitslosigkeit des Denkens als eine Verbannung aus dem Reich der Wahrheit. Wenn wir uns auf Nietzsches Gedanken einlassen, dann erhalten wir nicht nur eine Belehrung über die Herkunft und die Wesensart der Ideologien, sondern wir finden uns auch vor die Frage gestellt: Wer sind wir als diejenigen, die in Ideologien denken? Wo befinden wir uns, wenn wir von der Wahrheit des Seins ausge¬schlossen sind?

  • Issue Year: VII/1970
  • Issue No: 03-04
  • Page Range: 364-372
  • Page Count: 9
  • Language: Croatian