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Sechzig Jahre Denkmalschutz in der Sowjetunion
Sixty Years of Monument Protection in the SOviet Union

Author(s): Author Not Specified
Subject(s): Cultural Essay, Political Essay, Societal Essay
Published by: CEEOL Collections / Digital Reproductions

Summary/Abstract: Ohne Zweifel ist es Lenins Verdienst, daß in den Wirren der Revolution den sogenannten "Linksabweichlern", die den totalen Bruch mit der Vergangenheit und damit die gezielte Zerstörung historischer Baudenkmäler propagierten, ein gewisser Einhalt geboten wurde. Das dem neugegründeten Kommissariat für Volksbildung unterstellte "Allrussische Kollegium für Museen und Denkmalschutz" erhielt von Lenin persönlich die Anweisung, die Museen zu schützen, damit man sie nicht "auseinandernehme". So wurden die Zarenschlösser, die Eremitage, das Russische Museum und vieles mehr vor Zerstörung und Plünderung bewahrt. Später ist durch Verstaatlichung von Kirchen, Klöstern und Schlössern die Zahl der Museen zwar sprunghaft angestiegen, die Tätigkeit der Museumsmitarbeiter und Denkmalschützer aber beschränkte sich in der Regel auf das Sichten und Verwalten des aus dem Chaos Geretteten. In den dreißiger und vierziger Jahren erreichte der sowjetische Denkmalschutz seinen Tiefpunkt. Wie Anatolij Tschlenow, Ordentliches Mitglied der Geographischen Gesellschaft der UdSSR, beklagt, verfuhr man mit Baudenkmälern "nihilistisch", indem man einfach abtrug, was man nicht für "zeitgemäß" hielt. Eine deutliche Wende in der Denkmalschutzpolitik machte sich erst in den sechziger Jahren bemerkbar. Im Zweiten Weltkrieg hatte auch der an das russische Nationalgefühl gerichtete Appell ein stetig steigendes Interesse an Denkmälern der Vergangenheit hervorgerufen. In den letzten beiden Jahrzehnten sind die Besucherzahlen in sowjetischen Museen so lawinenartig angewachsen, daß Fachleute von einem sowjetischen "Museumsboom" sprechen. Aber auch der Staat hat im Denkmalschutz nicht nur eine gewinnbringende Touristenattraktion, sondern auch ein Mittel der patriotischen Erziehung und der Politik entdeckt (vgl. auch Osteuropa, 10/1974, S. A 635 ff.).

  • Issue Year: 1978
  • Issue No: 10-OEA
  • Page Range: 609-620
  • Page Count: 12
  • Language: German