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Polen als kranker Mann Europas?
Polen als kranker Mann Europas?

Author(s): Joanna Tokarska-Bakir
Subject(s): Politics, History, Recent History (1900 till today), Post-War period (1950 - 1989), Transformation Period (1990 - 2010)
Published by: Institut für die Wissenschaften vom Menschen
Keywords: Polen ; Europa; Nachgedächtnis ; Jedwabne

Summary/Abstract: Die folgenden Überlegungen beziehen sich auf die polnische Debatte über das Buch Nachbarn von Jan Tomasz Gross1 und versuchen, die Abwehrmechanismen, die im Verlauf dieser Debatte deutlich wurden, in den breiteren europäischen Kontext der Nachkriegsdiskussionen über die Vergangenheit einzuordnen. Dieser Kontext hat zwei wesentliche Aspekte: Zum einen geht es um den alle Europäer betreffenden, wenn auch ungleichmäßig verteilten und nicht immer bewussten Schuldkomplex bezüglich des Holocaust. 2 Zum anderen steht dieser Kontext in der europäischen Kulturtradition, und zu ihr gehört die Sprache, in der über diese Schuld gesprochen wird. Ähnlich wie bei den entsprechenden Diskussionen in Deutschland oder Frankreich war auch im Fall der Jedwabne-Debatte die Sprache, in der die wesentlichen Argumente formuliert wurden, von der Wissenschaft bestimmt und nicht von der in Polen angeblich so starken Religion. Alle Diskurse, die an der Debatte teilhaben wollten, einschließlich des kirchlichen, mussten sich auf die Geschichtswissenschaft beziehen.

  • Issue Year: 2003
  • Issue No: 25
  • Page Range: 066-087
  • Page Count: 22
  • Language: German