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Grenzen der Solidarität
Grenzen der Solidarität

Author(s): Richard Hyman
Subject(s): Labor relations, Post-War period (1950 - 1989), Transformation Period (1990 - 2010)
Published by: Institut für die Wissenschaften vom Menschen
Keywords: Zweckrationalismus ; Individualismus; gesellschaftlichen Akteure; Gewerkschaftsbewegung

Summary/Abstract: Skeptiker meinen, mit der Solidarität als gesellschaftlicher Tugend sei es endgültig vorbei; wir leben, so sagen sie, in einer Epoche des Individualismus, in der, bedingt durch den egoistischen Zweckrationalismus der ausschließlich nach ökonomischen Gesichtspunkten agierenden gesellschaftlichen Akteure, für ein Interesse am Wohlergehen der Mitmenschen nicht der geringste Platz bleibe. Es sei daher nur logisch, dass auch die Gewerkschaftsbewegung obsolet werde. Schon vor etlichen Jahren machte zum Beispiel Mancur Olson in seinem Buch The Logic o[ Collective Action! Auf folgendes Paradox aufmerksam: Der zweckrational handelnde einzelne Arbeiter scheue in der Regel die Kosten einer Mitgliedschaft in der Gewerkschaft, weil er ja sowieso, auch ohne Mitglied zu sein, von den Errungenschaften tarifvertraglicher Regelungen profitiere (das so genannte »Trittbrettfahrer«-Prinzip). Verhielten sich aber alle Arbeiter nach diesem Muster, dann gäbe es keine Gewerkschaften, und alle wären folglich sehr viel schlechter dran. Olsons Vorschlag zur Auflösung dieser paradoxen Situation war nicht sehr überzeugend. Schon der auf die »Zweckrationalität« abhebende Ansatz zur Beurteilung kollektiven Handeins ist an sich problematisch. Zumeist traten ja die Arbeiter der Gewerkschaft bei, weil sie sich schon vorweg als Teil eines Kollektivs begriffen und ihr Handeln durchaus nicht an rein egoistische~ Zielen ausrichteten. Sollte dieses Verhalten heutzutage keine Gültigkeit mehr haben?

  • Issue Year: 2002
  • Issue No: 24
  • Page Range: 050-062
  • Page Count: 13
  • Language: German