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Spor Václava Černého s Václavem Černým o Bohumila Hrabala
Václav Černý Streit mit Václav Černý um Bohumil Hrabal

Author(s): Jan Schneider
Subject(s): Literary Texts
Published by: Univerzita Palackého v Olomouci

Summary/Abstract: Václav Černý hat sich schon von Anfang seiner kritischen Laufbahn in den zwanziger Jahren als Kritik der avantgardistischen Strömungen in Kunst und Literatur profiliert, was z. B. seine Artikel zum französischen, sowie tschechischen Surrealismus gut zeigen. Auch später in den sechziger Jahren hat er zu modernen Literaturerscheinungen wie zum Roman nouveau oder zum absurden Drama eine kritische Stellung genommen. Unversöhnlich bleibt auch zu literarischen Gestalten, die durch ihre Eigenschaften als Vorbild des kleinen, unmutigen Lebens dienen köonen: so sieht er z.B. Hašeks Švejk oder Škvoreckýs Danny Smiřický. Hrabal blieb längere Zeit außer Černýs kritischer Aufmerksamkeit. Erst in der Hälfte der siebziger Jahren, zur Zeit der sog. politischen Normalisation in der Tschechoslowakei, als beide als Feinde des Regimes unter einem Berufsverbot gestanden sind, hat er sich entschieden, Bohumil Hrabals Werk ein Essay zu widmen. Černý drückt hier auf einer Seite verbale Anerkennung dem Hrabals Werk aus, auf anderer Seite eine Diskursanalyse zeigt, dass diese Anerkennung nicht in Einklang mit Černýs ästhetischen Postulaten steht. Černý sieht als das Wesentliche in hrabalschen Texten (im Anschluss an Emanuel Frynta) den „Kneipenschwatz“, deren Inhalte ihm fremd sind: er liest nur „realistische“ Dimension von Baflern. Genauso fremd, sogar abscheulich sind ihm Menschen der Hrabals Welt, die am Rande der Gesellsacht leben. Černý im Angesichts der Texten von Bohumil Hrabal leidet – paradoxerweise im Licht seines verbalen Lob, logischerweise im Licht seiner lebenslangen Stellungsnahme zur modernistischen literarischen Strömungen – an „charakteristische Blindheit“, wie dieses Unverstehen F. X. Šalda benannt hatte. Diese „charakteristische Blindheit“ lässt nach Šalda als typisch für schöpferische Kritiker bezeichnen. Diese, um etwas tiefer zu sehen, müssen zwangsläufig etwas nichtsehen. Dieser Černýs Streit zwischen seiner Anerkennung von Hrabal, die zur Zeit der Normalisation ein bedeutsamer politischer Akt war, und innerer Abneigung seiner Ästhetik spiegelt sich in seinem außergewöhnlich expressiven und wortreichen Stil wider.

  • Issue Year: 2008
  • Issue No: 6
  • Page Range: 157-166
  • Page Count: 10
  • Language: Czech