Problematika antisemitismu a česká kultura
Die Problematik des Antisemitismus und die tschechische Kultur

Summary/Abstract: Antisemitismus findet sich in der christlichen Zivilisation implizit fast seit ihren Anfängen. Vorliegende Studie versucht, den begriffl ichen Unterschied zwischen Antijudaismus und Antisemitismus rassischer Provenienz aufzuzeigen, so wie dieses Phänomen in der tschechischen Kultur des 20. Jahrhunderts, insbesondere dann in der sog. zweiten Republik zum Vorschein trat. Vom anfänglichen Antisemitismus, der mehr oder weniger national-sozialen Charakter hatte (J. Neruda, P. Bezruč, F. X. Šalda), bis hin zu einer eigentümlichen Ambivalenz zwischen Antijudaismus und Antisemitismus in der tschechischen christlich orientierten Literatur und Publizistik, wie sie vor allem in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre greifbar wurde. Besonders analysiert wird hier der Einfl uss des französischen Schriftstellers und kämpferischen Publizisten Léon Bloy, dessen Schrift Spása skrze Židy („Erlösung durch die Juden“; tschechisch 1911) gerade die tschechischen katholischen Intellektuellen (J. Durych, J. Čep, V. Renč u. a.) in ihrem Verhältnis zu den Juden merklich beeinflusste. Besondere Aufmerksamkeit wird schließlich dem genialen Dichter Jakub Deml gewidmet, dessen extrem gesteigerter Antisemitismus, besonders dann in der sog. zweiten Republik, ganz aus dem Rahmen des zeitgenössischen kulturellen und literarischen Kontextes fiel und die Beziehung der tschechischen kulturellen Öffentlichkeit zur christlich orientierten Literatur und Kultur negativ beeinflusste.

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