Retorika i kontekst kulture
Rhetorik und kulturellen Kontext

Summary/Abstract: Im vorliegenden Versuch wird die Rhetorik als Regelsystem im Sinne einer Sekundärgrammatik begriffen, die innerhalb eines kulturellen Kontextes als Beschreibungssystem funktioniert, d. h. die Rolle eines Metatextes (im Verständnis der Kultursemiotik) übernimmt. Bei der Herausarbeitung der deskriptiven Leistung der Rhetorik, die vieles antizipiert, was modeme Disziplinen bezüglich der Beschreibung von Text und Kommunikation entwickelt haben, wird auch die normativ-präskriptive Funktion der Rhetorik deutlich, insbesondere im Rahmen ihrer dichotomischen Sprachkonzeption, deren kulturkontextuelle Bedingtheit hervorgehoben werden muß. Die bedeutende Vorleitung der Rhetorik im Bereich der Beschreibung von textkonstitutiven Verfahren kann besonders in ihrer elocutio-Lehre nachgewiesen werden. Dabei wird es m6glich, die von der Rhetorik beschriebenen Verfahren als sekundare, die Sprache (im Sinne eines Primärsystems) reflektierende oder verletzende Operationen zu bestimmen (Restriktionen und Lizenzen), deren jeweilige Entfernung vom Primärsystem als unterschiedlicher Grad an Tropizität faßbar wird. Die Untersuchung der Rolle der Rhetorik in ihrem Status als Metatext für die Selbstbeschreibung und Selbstorganisation einer Kultur hinsichtlich ihrer Kommunikation führt gerade da zu Ergebnissen, wo die Rhetorik als Regelinventar in einen zunächst rhetorikkfreien Raum überführt wird. Wird nämlich ein rhetorischer Text in einen kulturellen Kontext ohne explizite rhetorische Tradition überführt, um zum Aufbau eines einheitlichen Kommunikationssystems beizutragen, so realisiert er die funktion einer Instanz, die eine Funktionalisierung und Hierarchisierung von Kommunikationsformen durchsetzt. Als zentrale Regulatorin des gesamten Kommunikationssystems ermöglicht die Rhetorik die Etablierung eines Systems von Strategien für die Herstellung von ästhetischen und außerästhetischen Texten.

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