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Hans Meyer – klíčová postava pražské německé univerzitní chemie prvé třetiny 20. století
Hans Meyer – die wichtigste Persönlichkeit des Fachbereichs Chemie an der Prager Deutschen Universität im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts

Author(s): David Šaman, Jiří Pešek
Subject(s): History
Published by: Univerzita Karlova v Praze, Nakladatelství Karolinum

Summary/Abstract: Der Aufsatz beschäftigt sich mit dem Leben und Werk des langjährigen Direktors des Chemischen Instituts an der Prager Philosophischen, später Naturwissenschaftlichen Fakultät der Deutschen Universität, Hans Meyer. Da bisher über die Prager deutsche akademische Chemie nur wenig publiziert wurde, versuchen die Verfasser, den großen und international anerkannten Forscher und akademischen Lehrer in einem breiteren Kontext der Entwicklung seines Faches bzw. Instituts vorzustellen. Dies ist schon darum sinnvoll, weil die Chemie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das größte und produktivste Fach unter den Naturwissenschaften in Prag war und eine beträchtliche Rolle auch bei der Ausbildung der Mediziner spielte. Hans Meyer wurde 1871 in Wien in eine bildungsbürgerliche, halbjüdische Familie geboren, studierte an der Wiener Universität (mit Studienaufenthalten in Heidelberg und in Freiberg), wo er bei Hugo Weidel im Jahre 1894 im Bereich der organischen Chemie promovierte. Seine wissenschaftliche Laufbahn begann er als Assistent an der Wiener Technischen Hochschule. Bereits 1897 ging Meyer dann nach Prag an das Chemische Institut der Deutschen Universität als Adjunkt von Prof. Guido Goldschmiedt, wo er praktisch gleich habilitierte. Sein Buch „Anleitung zur quantitativen Bestimmung der organischen Atomgruppen“ von 1897 machte ihn international berühmt – bald schon erschienen eine amerikanische, eine italienische und eine russische Übersetzung, später folgten noch überarbeitete Neuausgaben in Berlin, New York und Leningrad. Die wissenschaftlichen Erfolge Meyers, der 1904 außerordentlicher Professor wurde, lassen sich nicht nur an einer erstaunlich hohen Anzahl anerkannter, vor allem in den Wiener Zeitschriften publizierter Studien zu verschiedenen Feldern der Organik ablesen, sondern auch und vor allem an dem schon 1903 publizierten zweiten Buch: „Analyse und Konstitutionsermittlung organischer Verbindungen“. Dieses, auch in Frankreich und in den USA in Übersetzungen veröffentlichte Werk, wurde schließlich zu Meyers Lebenswerk: Insgesamt erschienen sechs, immer wieder grundsätzlich überarbeiteten und erweiterten Auflagen. Die sechste Auflage aus den Jahren 1938–40 hatte einen Umfang von insgesamt 4500 Seiten und gehörte für Jahrzehnte zu den wichtigsten Nachschlagewerken der euroamerikanischen Organik. Noch 1943 wurde das Buch in Ann Arbor phototypisch neu aufgelegt. Meyer war aber auch als Laborforscher sehr erfolgreich: Für seine Entdeckung der Säurechlorid-Herstellung erhielt er 1905 den Wiener Ignaz-Lieben-Preis, also den „österreichischen Nobel-Preis“. Im Jahre 1909 publizierte er als weltweit Erster über die Thermochromie der organischen Stoffe. Zu seinen weiteren berühmten Entdeckungen gehörte dann die Analyse der Mellitsäure oder seine Studie über die – später medizinisch enorm wichtigen – Hydrazide der Karboxylsäuren.

  • Issue Year: 49/2009
  • Issue No: 1
  • Page Range: 43-92
  • Page Count: 50
  • Language: Czech