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Die antideutsche Kampagne in Polen
The Anti-German Campaign in Poland

Author(s): Author Not Specified
Subject(s): History
Published by: CEEOL Digital Reproductions / Collections

Summary/Abstract: In Polen hat im März eine gegen die Bundesrepublik gerichtete Kampagne begonnen, wie man sie seit Jahren nicht mehr erlebt hatte. Auch ihre Schärfe ist überraschend. Selbstverständlich ist nichts Spontanes in ihr: Das merkt nicht nur der Beobachter im Ausland, sondern man merkt es auch in Polen selbst. Alles ist organisiert, die Versammlungen in den Betrieben, die Erklärungen und Äußerungen in den Zeitungen, allem voran die Kampagne in Presse, Rundfunk und Fernsehen, die ganz unvermittelt einsetzte. Als Vorwand wird die "revanchistische" und "antipolnische" Kampagne in der Bundesrepublik angegeben. Zugegeben, manche Äußerungen auf dem letzten Parteitag der CDU konnten in Warschau nicht gefallen, die Urteile des Bundesverfassungsgerichts zur Deutschlandfrage stören die Polen erheblich, die Treffen der Vertriebenen verbände haben an der Weichsel immer Ärgernis erregt. Aber darin ist nichts Neues, das wußte und kannte man in Warschau nicht erst seit März 1977. Neu ist, daß die Staatsanwaltschaft in Hagen einige in Polen noch lebende Angehörige der Wachmannschaften des berüchtigten Lagers Lamsdorf in Schlesien des Mordes an Deutschen angeklagt hat. Das löste in Warschau erhebliche Unruhe aus, kann aber allein die neue Kampagne nicht erklären. Der Grund dafür ist offensichtlich woanders zu suchen: Man will vor allem von den eigenen wirtschaftlichen und innenpolitischen Schwierigkeiten ablenken; für solche Manöver eignete sich die Bundesrepublik immer gut, und dabei fehlte niemals der Hinweis auf die Gefährlichkeit der Bundeswehr. Er fehlt auch diesmal nicht. Man bereitet sich aber auch auf die Konferenz in Belgrad vor und sammelt Argumente gegen die Bundesrepublik. Dies ist Teil einer konzertierten Aktion, man folgt hierbei dem Anfang März dieses Jahres in Sofia abgestimmten schärferen Kurs Moskaus, Ost-Berlins und Prags. Die Tatsache, daß man hier und dort zwischen der Regierung und der Opposition unterscheidet - gleichzeitig aber" verschiedene staatliche Instanzen" und die" Bonner Gesetzgebung" angreift -, daß man "gute" und "böse" Deutsche unterscheidet, ist ohne Belang. Gemeint ist die gesamte Bundesrepublik, weil dies das strategische Gesamtkonzept der Kampagne erfordert. Das alles ist so abgegriffen, daß man mit Recht daran zweifeln kann, ob es in Polen die erwartete Wirkung haben wird.

  • Issue Year: 1977
  • Issue No: 05-OEA
  • Page Range: 279-284
  • Page Count: 6
  • Language: German
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