Sonnets en passant? Dobriša Cesarić as Sonneteer Cover Image
  • Price 4.90 €

Soneti en passant? Dobriša Cesarić kao sonetist
Sonnets en passant? Dobriša Cesarić as Sonneteer

Author(s): Andrea Meyer-Fraatz
Subject(s): Literary Texts
Published by: Hrvatsko filološko društvo

Summary/Abstract: Es gibt unter den Dichtern ausgesprochene Sonnettisten, welche die Gedichtform mit ihrer persönlichen Handschrift jeweils neu beleben und weiterentwickeln, andere schreiben prinzipiell keine Sonette oder nur vereinzelte, die dann aber nicht selten zu originellen Meisterwerken dieser Form gehören. Von einigen Dichtern erwartet man hingegen gar nicht erst, daß sie Sonette geschrieben haben könnten und ist überrascht, wenn man diese Gedichtform in ihrem Werk entdeckt. Zu ihnen gehört Dobriša Cesarić. Vier Sonette weist Cesarićs schmales Oeuvre auf, von denen eines ein sonnet renverse darstellt. Hinzu kommen drei Gedichte, deren Abweichung von der klassischen Sonettform in fehlenden Quartetten bzw. Terzetten besteht. Im allgemeinen thematisieren Cesarićs Gedichte, deren Schlichtheit auf den ersten Blick bisweilen die Grenze zum Trivialen zu überschreiten scheint und erst auf den zweiten Blick eine gewisse Tiefe annimmt, das Große im Kleinen. Alltägliche Beobachtungen verdichten sich im besten Fall zu philosophischen Reflexionen, häufig jedoch beschranken sie sich auf bloße Stimmungsbilder. Der Alltäglichkeit der Thematik entspricht die prosaische Einfachheit der Sprache. So wird häufig der Versrhythmus vom Rhythmus der Syntax überlagert. Dem Gewicht des einzelnen Wortes oder Satzes wird nicht selten ein Teil der Verszeile oder Strophe geopfert, so daß die strophische und versifikatorische Gestaltung der Gedichte bisweilen sehr individuell erscheint. Entsprechend geht Cesarić mit den Vorgaben der Sonettform um: Er schreibtsonnets licencieux und paßt die thematische Gliederung seiner Sonette nicht selbstverständlich ihrer strophischen Einteilung an. Mit diesen Abweichungen ist er keineswegs innavativ, sondern greift lediglich das auf, was im Zuge der allmählichen Entkanonisierung der Sonettfonn bereits etabliert ist. Vor dem Hintergrund seines Gesamtwerks wird allerdings deutlich, daß Cesarić die Sonettform für die wenigen Texte keineswegs zufällig gewählt hat. Es fällt auf, daß es gerade nicht alltägliche Themen sind, die er dem Sonett vorbehalt: das Reflektieren über Tod und Trennung, die Bewegungen einer Tänzerin sowie die unvermittelte Erinnerung an einen toten Freund. Insbesondere der letztere Text (Vraćanje) hebt sich von den übrigen Sonetten durch eine besonders sorgfältige Gestaltung des Themas im Rahmen der vorgegebenen Form ab und zeigt so, daß die Sonettfarm bei Cesarić im Einzelfall sogar dazu beiträgt, einen Text aus der Masseder übrigen hervorzuheben.

  • Issue Year: 1995
  • Issue No: 3-4
  • Page Range: 137-144
  • Page Count: 8
  • Language: Croatian