Perspektiven auf die Geisteskrankheit in Heinar Kipphardts psychiatriekritischem Roman "März"
Perspectives on Mental Ilness in Heinar Kipphardt's Novel "März"

Summary/Abstract: Enttäuscht von seinem vergeblichen Bemühen durch seine Theaterstücke Einfluss auf die Gesellschaft zu nehmen, kehrte Kipphardt in seiner letzten Schaffensphase zu seiner Faszination von der Psychiatrie zurück, die ihn in seiner Jugend dazu bewogen hatte, Medizin zu studieren.1966 zeigt sich Kipphardt tief beeindruckt von Gedichten des schizophrenen Patienten Ernst Herbeck, die der österreichische Psychiater Leo Navratil in seinem Buch Schizophrenie und Sprache veröffentlicht hat. Ausgehend davon beginnt sich Kipphardt der März-Thematik zu widmen, die er in der Form des Films und auch in den drei literarischen Gattungen: Epik, Lyrik und Drama erkundet. Die erste Bearbeitung des Stoffes ist 1975 der Film Leben des schizophrenen Dichters Alexander März für das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF), ein Jahr später erscheint der Roman März, 1977 veröffentlicht Kipphardt weitere März-Gedichte in dem Lyrikband Angelsbrucker Notizen, die er aus der Perspektive des Schizophrenen heraus schreibt und 1980 wird das Schauspiel März, ein Künstlerleben uraufgeführt. Im vorliegenden Beitrag werden die verschiedenen, sich widersprechenden Perspektiven auf die Geisteskrankheit analysiert, die Kipphardt in seinem Roman März vorstellt. Die Perspektive des Patienten auf seine Krankheit, die Schizophrenie, wird ergänzt durch jene des Direktors der Anstalt, einem Verfechter der biologisch orientierten Psychiatrie und jener Dr. Koflers, der die Psychose als Folge einer gestörten Beziehung des Patienten zur gesellschaftlichen Umwelt betrachtet, aber auch durch die Sichtweise der Menschen außerhalb der Anstalt.

• Details
• Contents