Licht und Geist bei Roger Bacon
Light and Mind by Roger Bacon

Summary/Abstract: Das mittelalterliche Denken kennt eine eigentümliche Metaphorik des Lichtes, die in Teilen auf uralte mythische Vorstellungen zurückgeht. Die moderne physikalische Deutung als elektromagnetische Schwingung ist im 13. Jahrhundert noch weit entfernt. Licht wurde einerseits als materielles Agens in der Natur und andererseits als geistige Substanz verstanden. Die metaphorische und allegorische Deutung neutestamentlicher Texte, die vom göttlichen Licht reden, war auch für die Physik von höchster Autorität. Die Theologie war nämlich die oberste Wissenschaft, der die übrigen Disziplinen nicht widersprechen konnten, denn sie alle handelten von der Schöpfung Gottes. Dennoch sollte die heutige Betrachtung der Lichttheorien dieser Zeit die damals herrschenden Vorstellungen nicht einfach als vorwissenschaftlich etikettieren, denn die neuzeitliche Physik hat die mittelalterlichen Konzeptionen nicht unvermittelt durch adäquates Wissen ersetzt, sondern an sie angeknüpft. Ohne die fundierte Widerlegung des Alten wäre das Neue nicht hervorgetreten, und manche der Voraussetzungen der heutigen Physik sind nach wie vor metaphysisch. Zudem haben manche Autoren der vermeintlich dunklen Jahrhunderte wesentliche Momente der neuzeitlichen Naturwissenschaft vorweggenommen. Ein solcher Denker, Roger Bacon, soll im folgenden mit einigen seiner zahlreichen Theoreme vorgestellt werden. Es soll dabei gezeigt werden, daß Natur und Geist hier nicht jene Gegensätze sind, als die sie in der Neuzeit erscheinen.

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