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Erinnerungspolitik und Pflicht zur Geschichte
Politics of History and the Responibility of Facing History

Author(s): Alain Guery
Subject(s): History, Political history, Politics and society
Published by: Institut für die Wissenschaften vom Menschen
Keywords: Politics of History; Politics of Remembrance; Facing the Past;

Summary/Abstract: Alle Richter und Ermittlungsbeamten wissen es: die Zeugnisse für die von ihnen behandelten Fälle sind schwer zu verifizieren. Die zur Last gelegten Sachverhalte werden auf der Grundlage von Erinnerungen ermittelt, die mit anderen Indizien zur Deckung gebracht werden müssen. Das Einzige, was diese Elemente miteinander verbindet, ist die gemeinsame Sprache der Dinge und Gesten, die uns im Alltagsleben umgeben. Die protokollierten Erinnerungen geben jedoch oft mehr über das Bildungsniveau und die soziale Stellung ihrer Urheber Auskunft als über die Sachverhalte selbst. Die Beschreibungen vermischen sich bereits mit Interpretationen. Es ist also schwierig, am Ende zu einem unbezweifelbaren Sachverhalt zu kommen, der ein gerechtes Urteil gestattet. Ersetzen wir das Wort Urteil durch den Begriff des Verstehens oder des Erklärens (je nach der Denkschule, der wir angehören) und die lebendigen Zeugen durch die dokumentarischen Spuren, die unsere Vorfahren hinterließen, dann haben wir die Verlegenheiten des Richters oder Ermittlers auf den Historiker transponiert. Gedächtnis (memoire), schriftlich niedergelegte Erinnerungen (memoires) und Geschichte sind Arten und Weisen, von der Welt Zeugnis abzulegen, indem man auf die Vergangenheit rekurriert - allerdings auf je ganz unterschiedliche Weise.

  • Issue Year: 2005
  • Issue No: 30
  • Page Range: 124-136
  • Page Count: 13
  • Language: German